"Die Geisha" - Buchrezension

Allgemeine Infos:
Titel: "Die Geisha"
Originaltitel: "Memoires of a Geisha", 1997 in New York
Autor: Arthur Golden
Übersetzung: aus dem Amerikanischen von Gisela Stege
Erscheinungsdatum:  1998 (D, bei C. Bertelsmann Verlag),  1997 (US) 
von mir rezensierte Auflage: 2. Auflage 2018
Originalpreis: 10,00€ (D)
Verlag: Penguin Verlag
Umfang / Buchart: 573 Seiten, Paperback/Taschenbuch-Umschlag
Genre: historischer, fiktiver Roman
ISBN: 978-3-328-10045-4
Info: Auch schon in anderen Verlagen (z.B. btb Verlag) bzw. mit verschiedenen Covern erschienen.
Das Buch ist auch als E-book erhältlich.

Buchrücken:

"Eine märchenhafte Geschichte aus einer untergegangen Welt:
Zu Beginn der 30er Jahre wird das einfache Fischermädchen Chiyo in die alte Kaiserstadt Kyoto gebracht. Nach einer leidvollen Ausbildung steigt sie zu einer der begehrtesten Geishas in ganz Japan auf. Doch dann lernt sie einen Mann kennen, in den sie sich unsterblich verliebt...
》Eines der ganz seltenen Bücher, mit denen man die Nacht zum Tag macht, weil die Faszination der Geschichte jede Müdigkeit vertreibt.《  DEUTSCHE WELLE"
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Kurz über den Autor:
"Arthur Golden, 1957 in Tennessee geboren, studierte japanische Geschichte und verbrachte mehrerer Jahre in Japan. Der Roman 》Die Geisha《 wurde durch die Begegnung mit einer alten Geisha, einer guten Freundin seiner Großmutter, inspiriert. Das Buch stand in zahlreichen Ländern monatelang auf der Bestsellerliste. Der Autor lebt mit seiner Familie in Brookline, Massachusetts." (aus dem Buch).
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Einige (wichtige) Charaktere im Buch:
!Ich gebe mir Mühe, nicht zu sehr zu Spoilern, aber es kann nicht ausgeschlossen werden ab hier!
In der Heimat, Yoroido:
Chiyo Sakamoto/Sayuri Nitta - Hauptperson der Geschichte
Satsu - Chiyos leibliche, ältere Schwester
Chiyos Mutter - die sehr krank wird inChiyos Kindheit
Chiyos Vater - ein Fischer, der schon sehr alt ist
Herr Tanaka - Fabrikbesitzer, den Chiyo verehrt, der sie aber verrät
In Gion Kobu, Kyoto: 
Großmama - das Oberhaupt der Okiya Nitta. Zu jedem gemein.
Mutter - adoptiert von Großmama, ihre Nachfolgerin. Raucht viel Pfeife und ihr ganzes Dasein dreht sich darum, Geld zu machen
Hatsumomo - einzige Geisha der Okiya Nitta; wunderschön, aber absolut grausam. Macht allen, aber besonders Chiyo, das Leben schwer
Tantchen - körperlich nicht in der Lage, Karriere einer erfolgreichen Geisha eingeschlagen haben zu können, erledigt sie zahlreiche Aufgaben in der Okiya und behandelt Chiyo besser als die anderen Mitbewohnerinnen. Von Großmama adoptiert.
Kürbisköpfchen - etwa gleichaltrige Geishaanwärterin, etwas einfältig und Chiyos Freundin, bis sie in Hatsumomos Pläne verwickelt wird
Herr Bekku - Ankleider der Okiya
Mameha - eine der erfolgreichsten Geishas von Gion, selbstständig, mit Hatsumomo verhasst
Yoko - arbeitet in der Okiya nur am Telefon, um Termine auszumachen
Korin - Geisha, befreundet mit Hatsumomo
Der Direktor - Iwamura Ken, einer der Chefs von Iwamura-Electric.
Nobu-san - Nobu Toshikazu, der andere der Chefs von Iwamura-Electric.
Dr. Krebs - von Chiyo insgeheim so getaufter Doktor. "Sammelt" Mizuage (rituelle Deflorationen) von Geisha
Der Baron - Danna (Gönner) von Mameha
Der Minister - Sato-san, Finanzminister, Kunde von Sayuri
Herr Arashino - Kimonohersteller, befreundet mit Nobu
Uchida Kosaburo - ziemlich eigensinniger Künstler, der u.a. Geisha malt
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Meine Meinung:
Das Buch betrachte ich ziemlich zwiespältig, aber dazu später mehr. Zuerst einmal möchte ich etwas auf die Geschichte eingehen.
Familie, Freundschaft, Verrat, Hass und Liebe, das Spiel mit der Liebe und Lust, der Sinn für Schönheit und Ästhetik sowie Kriege, Verluste und Hoffnung erwarten euch in dieser durchaus schön gezeichneten Welt von Gion.
Das Buch beginnt ein bisschen verwirrend mit "Anmerkungen des Übersetzers". Mein erster Gedanke war: 'aber es war doch eine Übersetzerin?!' Dann aber habe ich gemerkt, dass das Buch schon beginnt und es sich keinesfalls um eine Vorabanmerkung wie in anderen Büchern handelt, sondern zur Geschichte gehört ^^; Nun gut. Das Buch beginnt mit der Anmerkung des angeblichen Übersetzers Jakob Haarhuis, der die Geschichte der Geisha Sayuri niederschreiben darf. Nach diesem kurzen Zwischenspiel beginnt das Buch dann richtig aus der Sicht Sayuris erzählt:
Sie beginnt mit ihrem Leben als kleines Mädchen, damals noch unter dem Namen Chiyo, im Fischerdorf Yoroido zusammen mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Satsu. Während ihr Vater seiner Arbeit als Fischer nachgeht, wird ihre Mutter über die Jahre schwer krank. In dieser Zeit lernt Sayuri den Fischfabrikbesitzer Herrn Tanaka kennen und verehren. Während sie fälschlicherweise glaubt, dass dieser eines Tages sie und ihre Schwester adoptiert, werden die Kinder stattdessen von ihm verkauft und gelangen so nach Kyoto.
Chiyo ist zu diesem Zeitpunkt (1929) erst 9 Jahre alt und bereits als Kind fallen den Leuten ihre auffällig hellen Augen auf. Als sie Kyoto erreicht haben, kommt für die Kinder der Schock, denn sie werden getrennt. Chiyo wurde an eine Okiya (ein Geisha-Zuhause) verkauft und erfährt nicht, wohin ihre Schwester kommt.
Stattdessen muss sie sich den Bewohnern der Okiya und ihren neuen Aufgaben stellen. Sie lernt in der Okiya Frauen kennen wie "Tantchen", "Mutter", "Großmutter", die das Sagen haben und die Okiya leiten; "Kürbisköpfchen" - ein Mädchen in ihrem Alter, die die Ausbildung zur Geisha begonnen hat aber mit mittelmäßigen Talent gesegnet ist; und Hatsumomo: die momentan einzige Geisha im Haus, die sich allen und jedem gegenüber unglaublich arrogant und böse verhält, allen voran Chiyo. Chiyo übernimmt in erster Zeit verschiedene Dienertätigkeiten und darf schließlich die Schule und den Unterricht zur Ausbildung zur Geisha besuchen. Nach und nach öffnet sich ihr nun eine ganz neue Welt, neue Charaktere treten in ihr Leben und Chiyo vergisst dabei nie ihre Schwester, will unbedingt wissen wo sie ist und eines Tages mit ihr fliehen. Tatsächlich findet sie diese, doch eine Flucht der beiden geht gewaltig schief und hat Konsequenzen. Chiyo fristet fortan ihr Leben als Dienerin, darf nicht mehr zur Schule, bis sie ein Schlüsselerlebnis mit einem Herren hat und schließlich beschließt, Geisha werden zu wollen. Doch Hatsumomo hat ihr bereits gewaltige Steine in den Weg gelegt.
Unterstützung bekommt Chiyo schließlich von Geisha Mameha, ebenfalls eine äußerst gefragte Geisha und mit Hatsumomo verfeindet. Mameha geht mit "Mutter" eine Wette ein: bis zu ihrem Alter von 18 /20 Jahren soll Chiyo es geschafft haben, nicht nur eine erfolgreiche Geisha zu sein, sondern auch all ihre Schulden bei der Okiya abgezahlt haben. Mutter, die daran nicht glaubt und das Geld liebt, geht auf die Wette ein und Chiyo darf wieder zur Schule. Fortan wird sie aber von Mameha als "große Schwester" begleitet und in die Welt der Geisha eingeführt. Sayuri ist nicht nur gut in ihrer Beobachtungsgabe und lernwillig, sondern hat mit Mameha eine gute Lehrerin an ihrer Seite. Dennoch ist es ihr kein leichtes, zu einer der bekanntesten Geishas aufzusteigen. Es geht fortan um ihre Einführung in die Gesellschaft, die erste große Tanzrolle, das Kennenlernen verschiedener, wichtiger Männer und Themen wie ihre Mizuage, einen Danna und auch, wer denn nun die Okiya erben wird- Sayuri, Kürbisköpfchen oder Hatsumomo.

Schließlich aber taucht noch ein ganz anderes Problem auf: der zweite Weltkrieg bricht aus und Gion und die anderen Unterhaltungsviertel werden geschlossen. Sayuri muss alles versuchen, um der schrecklichen Arbeit in einer der Fabriken zu entgehen..
Als sie eines Tages nach Gion zurückkommt, hat sich einiges und doch nicht alles verändert. Sie wird von ihrem alten Bekannten Nobu um einen Gefallen gebeten, um seine Firma zu retten.. Gleichzeitig kann Sayuri aber auch ihre große Liebe nicht vergessen.

So viel erst einmal grob zum Inhalt, ohne alles zu verraten.

Warum schrieb ich oben von "schön gezeichnet"? Im Buch erwarten uns keine Bilder, das meine ich nicht [Das einzige ist das bunte Cover]. Aber die Schreibweise des Buches ist sehr bildhaft, malerisch, im metaphorischen Stil. Etwa ist es 
an vielen Stellen so schön, dass einem Bilder in den Kopf gezaubert werden (ich kenne das Original in Englisch nicht, aber ich würde sagen, der Übersetzerin ist hier wirklich etwas Gutes  gelungen). Im Buch wird aus der Perspektive Sayuris erzählt und sie benutzt zum Beispiel immer wieder wunderschöne oder äußerst interessante Beschreibungen.

Hier einige Beispiele:
- "In unserem kleinen Fischerdorf Yoroido lebte ich in einer Hütte, die ich als >beschwipstes Haus< bezeichnete. Sie stand dicht an einer Klippe, wo ständig der Wind landeinwärts pfiff. Als Kind schien es mir, als wäre das Meer schrecklich erkältet, da es beständig ächzte und keuchte und zuweilen einen kräftigen Nieser losließ, das heißt einen Windstoß mit einem dicken Schwall Gischt. In meiner Vorstellung war unsere winzige Hütte tief gekränkt, weil das Meer ihr immer wieder ins Gesicht nieste, und hatte sich, um dem zu entgehen, soweit wie möglich zurückgelehnt."
- "[...] Und seine Augenbrauen waren so buschig, daß sie aussahen wie Raupen, die aus seinen Haaren hervorgekrochen waren, um sich auf seiner Stirn schlafen zu legen."
- "Sie sagte oft, die Rolle einer Geisha sei manchmal nur, die Suppe umzurühren. Wenn sie je gesehen haben, wie Miso sich auf dem Grund einer Schale in einer Wolke niederschlägt, sich nach ein paar Schlägen mit den Essstäbchen jedoch sofort wieder auflöst - genau das meinte sie damit."

- "Ein Baum mag so schön aussehen wie immer, doch wenn man die Insekten bemerkt, die ihn zerfressen, und sieht, wie die Spitzen seiner Zweige durch Krankheit braun werden, scheint selbst der Stamm etwas von seiner imponierenden Größe zu verlieren."
Das nur als einige Beispiele im Buch. Diese Art der Beschreibungen kommen öfters vor und wirken überaus poetisch und angenehm zu lesen.

Golden zeichnet eine tatsächlich spannende Geschichte, wenn man sich erst einmal in die Geschichte eingelesen hat und sich für das Thema natürlich interessiert. Die Charaktere sind interessant gestaltet und man merkt schon, dass das Buch so einige Jahre gebraucht hat, fertig gestellt zu werden- das meine ich in dem Sinne, dass es schön ausgearbeitet wurde. Es kommt unglaublich viel vor und es sind so zahlreiche Themen, die angesprochen oder angeschnitten werden. Hauptsächlich spielt die Geschichte von 1929 bis die Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Alles in allem ist es eine wunderschöne, vielfältige Geschichte, auch wenn ich manchmal an andere Werke nicht-japanischer Autoren denken musste: "Pflaumenblüten im Schnee" etwa, oder "Yoshiwara oder die schwankende Welt" (Links führen zu meinen Rezensionen im Blog). Das sind Bücher, die ebenso imposant alte Welten wiederauferstehen lassen, die eben auch ziemlich gefüllt mit allerlei Themen sind, was dem ein oder anderen Leser vielleicht auch zu viel werden kann. Die Geisha ist sowieso ein sehr vollgepacktes Buch, 573 Seiten mit recht kleiner Schrift. 

Kontroverse

Quellenbedienung
Mineko Iwasaki
An sich hat mir die Geschichte gefallen, aber jetzt kommt das große ABER.
Ich habe lange gezögert, genau dieses Buch zu lesen, denn ich bin zuerst über das Buch von Mineko Iwasaki zu "Die Geisha" gekommen: Mineko schrieb das Buch "Die wahre Geschichte der Geisha" (Link führt wieder zu meiner entsprechenden Blogrezension). Ich habe Minekos Buch aus Interesse an Geishas gelesen und habe da erst in der Recherche von der ganzen Golden-Iwasaki-Geschichte erfahren:
Arthur Golden hat auf der Recherche zu seinem Buch auch "Geisha-Quellen" genutzt. Z.B. hat er das Buch von Kiharu Nakamura erwähnt, aber an die erste Stelle in seiner Danksagung im Buch hat er Mineko Iwasaki gesetzt. Diese wiederum zeigte sich darüber entsetzt, denn als eine der erfolgreichsten Geisha ihrer Zeit fühlte sie sich betrogen: Sie gab Golden ein Interview, wollte aber nicht namentlich im Buch genannt werden, was mündlich abgemacht war- die Welt der Geisha ist verschwiegen, mit alten Geheimnissen und Traditionen. Statt ihren Wunsch zu erfüllen, hat Golden ihn jedoch übergangen. Sie hat versucht ihn daraufhin zu verklagen, weil er sie nicht nur gegen ihren Willen erwähnt, als Inspirationsquelle benutzt und in ihrer Welt in ein schlechtes Licht gerückt hat (und davon auch noch reich wurde), sondern auch, weil er seine Charaktere stark an die von ihr erzählte Lebensgeschichte angepasst habe. Gleichzeitig stritt sie einige Dinge aus dem Buch ab. Zeremonien, Gebräuche, Rituale aus der Geishawelt seien auf eine Art und Weise dargestellt, die nicht der Wahrheit entsprächen. Etwa die Mizuage, die Golden im Buch als ersteigerte Defloration (Entjungferung) der Geisha darstellt, bestreitet Mineko stark, so erlebt zu haben. Zu diesem Thema habe ich dann ebenfalls recherchiert und sowohl beides gefunden: auch andere Geisha-Experten meinen: Bei den Geisha dieser Zeit gab es keine Versteigerung der Entjungferung, dass was Golden beschreibt, stellt eine Praxis der Kurtisanen (Oiran, Taiyuu) dar, die er im Buch ebenfalls erwähnt, aber nicht näher erklärt werden (Die Prostituierten, die ihre Obigürtel vorn knoten). Wieder andere behaupten, bis 1958 habe diese Praxis auch bei Geisha stattgefunden. Es ist nicht schlüssig, was nun stimmt. Mineko selbst ist erst 1949 geboren, ihre Karriere fand also später statt, als der Roman spielt. Seit mindestens zu jener Zeit also und heutzutage ist eine Mizuage jedenfalls nicht mehr eine sexuelle Defloration. Auch, von ihren Eltern an eine Okiya verkauft worden zu sein, bestritt Mineko. Aber es kommt auch zu ähnlichen Szenen, etwa wird in beiden Büchern ein Kimono zerstört und das sorgt für großes Aufsehen. Wenn man beide Bücher liest, merkt man schon die verschiedenen Settings, die Handlungen klaffen auseinander und sollen das vermutlich auch. Und trotzdem merkt man die Ähnlichkeiten, in Charakteren oder Beschreibungen aus der Geishawelt. Golden kann nicht abstreiten, sich nicht doch sehr hat inspirieren lassen. Abgesehen davon kann man sich vorstellen, wie Mineko Iwasaki wohl angeschaut wurde, verschwiegene Geheimnisse aus der Geisha-Welt preisgegeben zu haben- denn man erhält nur wenige Einblicke in diese Welt, weil sie gehütet und nicht alles verraten wird. Da sie gegen ihren Willen im Buch genannt wurde, kann man ihren Ärger gut verstehen. Ihre Schadenersatzklage ist jedoch (leider) abgewiesen worden. Golden behauptete immer, er könne sich an keine mündliche Vereinbarung erinnern. Sie entschied sich schließlich dafür, ihre eigene Biographie als Buch zu veröffentlichen. Ich finde, man sollte auch wirklich beide Bücher gelesen haben, um Wahrheit und Fiktion zu sehen. Golden zeichnet eine wunderbar exotische Welt in seinem Roman, die jedoch grausam mit ihrer Hauptperson umgeht. Mineko drückt sich in ihrem Buch nicht so poetisch aus wie er, erklärt jedoch die Abläufe in einem Geishahaus genauer und beleuchtet ihre Liebe zum Tanz mehr, als das im Roman von Golden war. Sie sagt und erklärt, wie es wirklich ist, während er eine bunte Welt bastelt und mit den gehörigen Portionen Liebe, Hass etc. würzt. 

Einige Beispiele der Ähnlichkeiten & Unterschiede:
- Goldens Charakter "Hatsumomo" ist eindeutig von Minekos Schwester Yaeko inspiriert
- auch er baut ein "Tantchen" in seinem Roman ein
- Minekos Schwester Yaeko nennt ihre Schwester Kuniko u.a. gehässig "Kürbisgesicht". Bei Golden wird eine Maiko immer von allen als "Kürbisköpfchen" bezeichnet
- Minekos Geisha-Freundin Yuriko wurde in einem Fischerdorf geboren. Ihre Mutter starb früh, der Vater im Fischereigeschäft tätig, gab sie zu Verwandten, die sie ins Vergnügungsviertel Shimabara verkauften, wo sie Prostituierte werden sollte, dann aber doch noch in eine Okiya kam. Goldens Hauptfigur Sayuri erlebt das ziemlich genau so: sie wächst in einem Fischerdorf auf, die Mutter stirbt als sie jung ist, der Vater ist Fischer und verkauft sie und ihre Schwester schließlich an je ein Freudenhaus und eine Okiya
- Es wird erwähnt, dass im September 1965 eine Telefonverbindung der Okiyas untereinander entstand (was bei Golden viel eher vorkommt)

Kiharu Nakamura
Eine weitere Geisha, die Golden in seinem Buch erwähnt und ihr für ihr Buch dankt, ist Kiharu Nakamura ("Kiharu - Memoiren einer Geisha" - Link führt zu meiner Buchrezension im Blog). Auch hier lassen sich Ähnlichkeiten beim Lesen ihres Buches zu Goldens Geschichte finden. Zeitlich ist sie näher an Goldens Geschichte "dran", denn sie war 1929 mit 16 Jahren bereits Geisha (Goldens Figur Sayuri wird da gerade an die Okiya verkauft). Allerdings war sie in Shimbashi Geisha (also in Tokyo), und hat im Buch wenig über das innere Leben der Karyukai geschrieben (Was in Tokyo zudem anders wäre als in Kyoto, weshalb Golden wahrscheinlich auf Mineko zurückgriff). Von ihrer Geschichte wird er sich hauptsächlich für das Leben der Geishas im Krieg inspirieren lassen haben, sowie ihrem Leben im Ausland / den USA. Sie berichtet in ihrem Buch, dass früher, vor langer Zeit (also selbst noch vor ihrer Zeit) es noch üblich war, dass junge (Bauern)mädchen in die Städte an Okiyas verkauft worden (aber eben nicht mehr zu ihrer Zeit, wie in Goldens Roman). Kiharu erwähnt das Wort (zumindest in der deutschen Übersetzung) Mizuage nicht, erzählt jedoch, dass sie von einem wichtigen Minister entjungfert werden sollte. Da sie dies nicht wollte, brachte sie den Mann dazu, sich nur mit ihr zu unterhalten und es war in Ordnung für ihn. 


Film zum Buch
Darüber hinaus wurde das Buch "Die Geisha" 2005 als Film veröffentlicht, der zwar gut beim Publikum ankam, aber ebenfalls einen Aufschrei auslöste: Die meisten der Hauptdarsteller waren chinesischer oder amerikanischer, nicht japanischer Abstammung und gerade in Japan kam das nicht gut an. Wer sich darüber hinaus mit dem Thema Geisha befasst hat, sollte im Film nicht so genau hinschauen, denn er enthält viele Fehler (Vor allem das Tanzdebüt von Sayuri ist unauthentisch). Da dies ein bisschen den Rahmen hier sprengen würde, gibt es zum Film einen Extra Blogeintrag: "Die Geisha" - Filmrezension. 

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Eine Stelle aus dem Buch:

  • "Not gleicht einem starken Wind. Damit meine ich nicht nur, daß sie uns von Orten fernhält, die wir sonst wohl aufgesucht hätten. Nein, sie entreißt uns auch alles bis auf das, was uns nicht entrissen werden kann, so daß wir danach dastehen, wie wir wirklich sind, und nicht so, wie wir vielleicht gern wären."

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Fazit: 
Sehr poetisches, episches Buch zur Welt einer Geisha zum ersten/zweiten Weltkrieg hin, allerdings mit bitteren Beigeschmack, wenn man sich mehr ins Thema vertieft. die Charaktere sind interessant, die Geschichte ebenfalls, der Schreibstil hat mir sehr gefallen, allerdings sollte man im Kopf behalten, dass es eine fiktive Geschichte mit vielen Freiheiten ist und nicht komplett so auf die echte Geishawelt angewandt werden sollte. Golden versucht, die Geisha als Künstlerinnen darzustellen, das gute Bild wird jedoch mit der Mizuage-Geschichte von ihm selbst verschoben. Wer sich noch tiefer und vor allem korrekter mit dem Thema Geisha beschäftigen möchte, der sollte auf jeden Fall zusätzlich oder lieber die Bücher von echten Geishas lesen, denn hier spielt doch viel Fiktion mit und er festigt leider das Bild einer Geisha als Prostituierten im Westen. Schaut in meine Bücherliste, dort findet ihr Bücher echter Geisha. 

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* Unbezahlte Werbung / selbst getestet & selbst gekauft. 

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