"Die Geisha" - Filmrezension

 

Allgemeine Infos:
Titel: "Die Geisha"
Originaltitel: "Memoires of a Geisha"
Erscheinungsjahr: 2005
Nach dem gleichnamigen Buch von: Arthur Golden, "Die Geisha"
Genre: historisch, fiktive Biografie; Buchverfilmung
Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Filmlänge: 145 Minuten
FSK: 12
Regie: Rob Marshall
Drehbuch: Robin Swicord
Produktion: Lucy Fisher, Steven Spielberg, Douglas Wick
Musik: John Williams
Kamera: Dion Beebe
Schnitt: Pietro Scalia

Besetzung:
Sayuri Nitta: Zhang Ziyi
Der Direktor: Ken Watanabe
Nobu: 
Kōji Yakusho
Mameha: Michelle Yeoh
Hatsumomo: Gong Li
Kürbisköpfchen: Youki Kudoh
Mutter: Kaori Momoi
Die junge Sayuri/Chiyo: 
Suzuka Ōgo
Herr Tanaka: Togo Igawa

Auszeichnungen: (Auswahl)
  • Oscars 2006 für: "Bestes Szenenbild", "Beste Kamera", "Bestes Kostümdesign"
  • British Academy Film Awards 2006: "Beste Filmmusik", "Beste Kamera", "Bestes Kostümdesign"
  • Golden Globe Awards 2006: "Beste Filmmusik"
  • Satellite Awards 2005: "Bestes adaptiertes Drehbuch"
  • National Board of Review 2005: "Beste Nebendarstellerin" (Gong Li)

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DVD-Rücken:



"Die Geschichte der kleinen Chiyo führt uns in die geheimnisvolle und exotische Welt Japans vor dem Zweiten Weltkrieg: Als Kind einer mittellosen Fischerfamilie wird Chiyo als Hausmädchen an ein Geisha-Haus verkauft. Und obwohl ihr die intrigante Geisha des Hauses das Leben zur Hölle macht, blüht Chiyo auf und entwickelt sich vom gewöhnlichen Hausmädchen zur legendären Geisha Sayuri.
Die mächtigsten Männer Japans liegen der schönen und gebildeten Sayuri zu Füßen, doch heimlich liebt sie den einen Mann, der ihr versagt bleibt..."

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Kurz über den Autor der Buchvorlage:
"Arthur Golden, 1957 in Tennessee geboren, studierte japanische Geschichte und verbrachte mehrerer Jahre in Japan. Der Roman 》Die Geisha《 wurde durch die Begegnung mit einer alten Geisha, einer guten Freundin seiner Großmutter, inspiriert. Das Buch stand in zahlreichen Ländern monatelang auf der Bestsellerliste. Der Autor lebt mit seiner Familie in Brookline, Massachusetts." (aus dem Buch).
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Meine Meinung zum Film:
Während das Buch, auf dem der Film basiert, schon zwiespältig gesehen werden kann (warum verrate ich euch in meiner dazugehörigen Buchrezension in meinem Blog: "Die Geisha"), ist der Film natürlich im Vergleich zum Buch noch einmal mehr Diskussionen ausgesetzt. Während er einerseits sogar Oscars gewann, gab es andererseits auch berechtigte Kritik. 
Viele der Hauptdarsteller waren chinesischer oder amerikanischer, nicht aber japanischer Abstammung und gerade in Japan kam das nicht gut an. Wer sich darüber hinaus mit dem Thema Geisha befasst hat, sollte im Film nicht so genau hinschauen, denn er enthält viele Fehler. Angefangen bei der Kleidung (die Kimono werden gelegentlich nicht korrekt, mal viel zu locker getragen oder die völlig falschen Farben für den Rang der jeweiligen Person), den Frisuren (auch hier wird absolut nicht auf die jeweiligen Frisuren echter Maiko und Geiko geachtet) bis hin zum völlig "versauten" Bühnentanzdebüt von Sayuri. Wer einmal einen der Geisha-Tänze in einem der Kaburenjo in Japan gesehen hat, wird sich an der Stelle im Film die Augen reiben. Denn das, was man im Film sieht, gleicht ganz anderen Tänzen, aber mit dem klassischen, dezenten Tanz der Geisha hat dies absolut nichts zu tun (es kommt auf der Leinwand eben besser an). Dies sind nur einige Fehler, die der Film gemacht hat, es gab mal einen tollen deutschen Blog der alle Fehler fachlich korrekt aufgelistet hat, leider gibt es ihn nicht mehr (sonst hätte ich ihn hier verlinkt). In dem Sinne ist das Buch auf jeden Fall näher dran an Japan ;) Arthur Golden war auf Nachfrage mit dem Film übrigens absolut zufrieden und begeistert. Kein Wort zu den Fehlern. Ich finde, das sagt doch auch einiges aus... 

Einige Fakten
- Gedreht wurde der Film übrigens nur Szenenweise in Japan, ansonsten hat man extra 
für die Meisten der Filmszenen eine eigene Kulissen-Stadt in Amerika errichtet, denn: Das heutige Japan war den Machern zu modern, weshalb sie beschlossen die Stadt im Studio zu bauen: 120qm², 175 Leute, 3,5 Monate lang
- Die Darstellerinnen besuchten eine Art "Geisha-Bootcamp", wo sie das Wichtigste in 1 Monat erlernen sollten. Beim Training half auch Liza Dalby.
- Es gab Aussprachcoaches und Übersetzer für die verschiedenen Sprachen wie Japanisch und Chinesisch, gedreht wurde in amerikanisch. 
- Für die Jahreszeiten wurden verschiedene Bäume gestaltet und Planen überspannten die komplette Stadt, um verschiedenes Licht zu erzeugen
- Der Direktor des Filmes sagte im Making-Of, er nahm sich "einige Freiheiten" bezüglich Look Make-up. Eine Mitarbeiterin verglich Geishas mit den Superstars der 30er Jahre auf dem Pariser Laufsteg.. Und eine andere sagte, es wurde verschiedenes ausprobiert, immerhin sei es keine "Dokumentation". Ursprünglich wurden bei Sayuri und Mameha die realistischen Geisha- und Maiko-Frisuren probiert, aber letztlich nicht umgesetzt
- Der Direktor des Films zeigt sich im Making-Of (meiner Meinung nach) nur wenig erfahren in dem Thema Geisha (was die Fehler wohl erklären mag). Ihm war z.B. nicht bewusst, wie viel Schichten ein Kimono hat, also dass er aus ganz vielen bestehen (sollte)
- Den Damen, die die für die Frisuren verantwortlich waren, ist bekannt, dass Geisha eigentlich Perücken in der Realität tragen. Hatsumomo wurde mit Absicht eher im "Kabukistil" dargestellt
- Eine Mitwirkende sagt aus: "Jede Figur im Film trägt ihren Kimono anders"

Einige Unterschiede Film-Buch
[Achtung, Spoiler]
Der Film ist natürlich nicht wie das Buch. Hier einige Beispiele im Vergleich:
- Die Kindheit mit all ihren Ausführungen und den Bezug zu Herrn Tanaka werden im Gegensatz zum Roman ganz knapp gefasst, der Vater von Sayuri kommt nur kurz vor und wirkt eher böse, auch die Geschichte um Herrn Tanaka ist nur knapp zusammengefasst
- Satsu wird im Buch nicht von der Okiya abgelehnt wie im Film dargestellt
- Die Angst vor Feuer hat im Buch Großmama, nicht Mutter
- Mutter sieht wesentlich besser (gesünder) aus als im Buch beschrieben
- Im Buch kommen Chiyo und Kürbisköpfchen nicht zu spät zum Unterricht, denn das hätte Ärger ausgelöst. Sie beeilen sich extra noch und ein anderes Mädchen kommt zu spät. Im Film ist es genau anders herum
- Für die Information zu ihrer Schwester soll Chiyo Hatsumomo im Film die Treue schwören, im Buch lief das ein bisschen anders
- Mit dem gestohlenen Kimono bekommt Chiyo direkt ziemlich Ärger im Film, das ist ähnlich schnell zusammengerafft wie der Beginn des Films
- Hatsumomo fragt im Film, warum Chiyo nicht weggelaufen ist, das wäre ihre Chance gewesen. Im Buch jedoch kommt das nicht vor. Das Chiyo ihren Türwachposten verlassen hat, wird gar nicht aufgegriffen.
- Die Totentafeln kommen im Buch später als im Film (direkt nach Chiyos Absturz). Der Brief von Tanaka ist im Film an beide Kinder gerichtet, während er im Buch weiß, dass Satsu weggelaufen ist und im Ort war.
- Im Buch gibt der Direktor Chiyo das Geld für das Eis mit, im Film essen sie gemeinsam und es kommt da zum Dialog.
- der Direktor erwischt Chiyo beim Spannen als sie Kürbisköpfchen die Shamisen bringt, was so im Buch nicht vorkommt
- Mameha steht im Film einfach so vor der Tür der Okiya. Im Buch lernt sie Chiyo zufällig kennen, als sie nach dem Tod von Großmama vorbei kommt zur Beileidsbekundung und dann Sayuris Augen sieht
- Sayuri soll ihre Schulden 6 Monate nach dem Debüt abzahlen. Im Buch sind es mehrere Jahre.
- Kürbisköpfchen hat zu ihrem Debüt eine richtige Maikofrisur, Sayuri dagegen nicht. Auch Mameha trägt nie eine echte Geishafrisur im Film.
- Eine Maiko oder Geiko würde nie ihren Fächer wie im Film durch die Gegend schleudern 
- Im Buch rebelliert Sayuri nicht so offen bei ihrem Debüt als Maiko gegen Hatsumomo wie im Film
- Im Buch erzählt der Direktor auch nicht so von seiner Firma während des Sumo
- Nobu hat im Film nur eine Narbe im Gesicht, im Buch fehlt ihm dazu noch ein halber Arm
- Eigentlich verpasst die Köchin Sayuri den Schnitt, nicht sie sich selbst
- Mameha bittet Sayuri, Dr. Krebs nach Hatsumomos Intrige zu vergessen. Das kommt im Buch nicht vor, da gewinnen sie seine Gunst zurück
- Am schlimmsten ist Sayuris Tanzdebüt. So übertrieben ist kein Maikodebüt. So selbstdarstellend und auch ohne die zurückhaltenden Bewegungen. Stattdessen eskaliert sie bei dem Tanz völlig, die Haare sollten nicht offen sein und die Schuhe sind die einer Oiran / Taiyuu (Kurtisane)
- Das Gespräch mit dem Baron findet im Buch nicht direkt nach der Tanzvorstellung und schon gar nicht im Beisein von Hatsumomo statt
- Der Direktor sagt im Buch nichts zu Sayuri von wegen: Danke, dass du dich ihm zuwendest
- Der Direktor wurde im Buch auch nicht im Krieg von Nobu gerettet, sondern das war Nobus Vorgesetzter. Die beiden (Direktor und Nobu) haben nicht zusammen im Krieg gekämpft
- Mameha schimpft im Buch nicht wie im Film mit Sayuri wegen dem Baron
- Dass Nobu gar nicht bei der Mizuage mitgeboten hat, stimmt nicht. Im Buch bietet er zu Beginn schon mit. 
- Hatsumomo findet im Buch nie das Taschentuch vom Direktor, sondern nur Sayuris Tagebuch, wovon im Film gar keine Rede ist. Sayuri trickst sie und Mutter im Buch daraufhin gut aus. Der Kampf und Brand wie im Film sind im Buch nie geschehen! Hatsumomo wird nicht wegen einer brennenden Okiya rausgeworfen, sondern weil sie sich bei einem Gast völlig vergessen hat
- im Buch ist es Nobu, der Sayuri im Krieg hilft, nicht der Direktor. Überhaupt kommt der Direktor öfters vor im Film als Nobu
- Sayuris Danna wurde völlig aus dem Film gestrichen
- Sie war nicht die beste Geisha von Miyako, sondern Gion Kobu
- Im Buch soll Sayuri nicht einen Amerikaner, sondern Japaner zur Rettung der Firma überzeugen
- Mameha ist weiterhin Geisha im Buch, noch vor Sayuri zurück im Geschäft. Im Film will sie erst nicht und vermietet Räume, kommt nur dank Sayuri zurück
- Die Entschuldigung von Sayuri bei Kürbisköpfchen wegen der Okiya kam im Buch so nicht vor
- das Flugzeug sieht sehr spartanisch aus. Im Buch hat es Toilette und Sitzplätze nebeneinander, hier sah es aus wie ein Frachter..
- Sayuri erzählt im Onsen nicht die Geschichte von sich und dem Direktor
- Der Cornel macht Sayuri im Onsen an und Nobu sieht dies. Im Buch dagegen macht der Minister dies nicht und das Gespräch mit Nobu findet lange vor dem Flug statt
- Der Streit mit Mameha findet auch nicht so und schon gar nicht auf Okinawa statt
- Der Film endet nach dem Kuss mit dem Direktor. Das letzte Stück Ende vom Buch fehlt so gesehen

Positiv:
- Kürbisköpfchens Geschichte mit dem sprechenden Fisch wurde sogar eingebaut
- Kürbisköpfchens Reaktion auf Okinawa gefiel mir gut
- teilweise das Echte Kyōto war zu sehen, z.B. der Fushimi Inari Taisha
- Der schöne Garten am Ende im Teehaus gefiel mir
- Es wurde auch eingebaut, dass Mameha nur wegen dem Direktor kam
- Zitat: "Welchen Schritt ich auch tat, es geschah mich Ihnen näher zu bringen"
- Auch wenn sie komplett vom Originalkimono einer Geisha/Maiko abweichen, sehen die Kleidungen und Farben des Films schon schön aus
- Ich finde Hatsumomo sehr gut gespielt

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Eine Zitat aus dem Film:

  • "Wir verkaufen unsere Fähigkeiten, nicht unseren Körper" - Mameha

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Fazit: 
Wer sich für echte Geiko/Maiko interessiert, kriegt bei diesem Film Bauchschmerzen. An sich ist er hübsch gemacht, die Farben beeindrucken. Es ist versucht worden, das Buch gut umzusetzen, aber es bleibt meiner Meinung nach nur ein Versuch. Natürlich ist aufgrund von Zeitumfang viel zusammengerafft worden oder auch weggelassen, es wird schon versucht nah an dem Buch zu bleiben, aber es gibt auch so einige Abweichungen. Die Schauspieler finde ich durchwachsen, Hatsumomo und Mameha finde ich trotzdessen, dass es keine Japanerinnen sind, gut verkörpert, Sayuri dagegen leider nicht. 


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