
すごいよ、お父さん!
Er ist noch nie so weit verreist. Noch nie geflogen. Kann weder Japanisch noch Englisch. Hat so gut wie nie was Japanisches gegessen. Er hatte noch nicht einmal einen großen Reisekoffer. Und doch sagte er direkt ja, als ich ihn fragte, ob er mit mir nach Japan reisen würde. Denn nachdem er immer beim Zeigen meiner Urlaubsfotos geschwärmt hat, wie schön das aussieht, habe ich ihn gefragt, mein Herzensland mit mir zu entdecken.
Vorab: Wie überhaupt zur Reise kommen
Überlegt euch gut, wie ihr die gemeinsame Reise überhaupt angehen möchtet. Kommt der/die Verwandte (oder Verwandtschaft) auf euch zu mit einem Reisewunsch? Oder sprecht ihr an, ob man eine gemeinsame Reise wagen sollte? Beachtet, ob der Wunsch wirklich auch von der anderen Seite kommt und übergeht sie nicht!
Ängste
Es bringt nichts, jemanden mit auf Reisen nehmen zu wollen, der gar nicht möchte oder der Angst hat. Sollten Vorbehalte und Ängste bestehen, solltet ihr diese ernst nehmen und versuchen, sie gemeinsam vielleicht auszuräumen, etwa Vorurteile. Beispiel: Euer Mitreisender hat Angst, dass es in Japan nur Sushi zu essen gibt. Ihr werdet ihn oder sie also sicher überzeugen können mit verschiedenen Beispielen, dass es nicht nur Fisch und Reis in Japan gibt. Sollten diese Ängste allerdings essenziell sein, wie etwa eine richtige Flugangst, wird das eher nichts werden mit der gemeinsamen Reise. Achtung: Nicht nur bei demjenigen, der mit euch reisen möchte, können Ängste bestehen, sondern auch bei der restlichen Verwandtschaft (Elternteilen, Großeltern, Geschwistern...)! Auch hier solltet ihr im Vorfeld gute Aufklärungsarbeit betreiben, Ängste und Sorgen ernst nehmen und diese versuchen, in Ruhe gemeinsam zu klären.
Finanzierung
Ihr solltet euch vorab überlegen, wie ihr die Reise finanzieren wollt. Zahlt jeder seinen Anteil? Soll es vielleicht aber auch womöglich ein besonders Geschenk zu (rundem) Geburtstag oder besonderem Anlass werden? Ihr müsst es nicht allein finanzieren, womöglich möchten sich andere Verwandte mit an der Bezahlung beteiligen?
Planungen
Habt ihr euch geeinigt, dass ihr zusammen verreisen möchtet & wie ihr das Ganze finanzieren wollt, geht es an die konkretere Planung eurer Reise. Wie viele Tage? Welche Jahreszeit? Welche Route? Was für eine Art Urlaub (Städtetrip und Entdecken, oder eher Erholungsurlaub?). Sollte euer Verwandter unter einer Erkrankung/Allergie leiden und/oder Medikamente benötigen, solltet ihr vorab außerdem abklären, ob es da etwas zu beachten gibt. Bei Reisen in Reisegruppen solltet ihr das auch dem Veranstalter bekannt geben, damit sie das einplanen können.
Reiseart
Wichtig ist auch die Reiseart zu besprechen. Also: Macht ihr eine Selbstständige Reise, in der nur ihr beiden reist? Oder wollt ihr mit einer Reisegruppe zusammen reisen? Beachtet vor allem auch immer die körperliche Verfassung eures Mitreisenden. Gerade ältere Verwandte haben eine ganz andere Kondition etc. als ihr. Das müsst ihr beachten! Was für euch gemütlich ist, muss es nicht für euren Verwandten sein. Auch, in wie weit und lang sie womöglich an einem oder mehreren Tagen, auf die ganze Reise geblickt, durchhalten. Beachtet auch z.B., dass alte Gebäude in Japan wie Burgen oft steile, hohe Treppen oder niedrige Decken haben oder das man viel die Schuhe ausziehen muss in alten Gebäuden sowie Schreinen und Tempeln. Klärt im Vorfeld auch Erwartungen und Wünsche genau ab, vielleicht gibt es bestimmte Sehenswürdigkeiten oder Orte in Japan, die euer Verwandte sehen möchte. Ein zu straffes Programm, jeden Tag Hotelwechsel oder evtl. Umstiege beim Fliegen können für eure Verwandten mehr Stress als Erholung bedeuten! Aber auch die geistige Verfassung ist wichtig bei älteren Verwandten: Was nützt es euch, wenn er körperlich fit, aber geistig vielleicht schon dement ist? Reist ihr dann wirklich noch für ihn/sie oder nur für euch? Gerade bei einer Gruppenreise kann jemand mit einer Demenz eine Belastung für die ganze Gruppe sein. (Ja, sowas habe ich tatsächlich auch schon miterleben müssen).
Soloreisen
Wenn ihr allein, nur mit eurem Verwandten reisen wollt, solltet ihr schon etwas Erfahrung im Organisieren von Reisen haben. (Ihr solltet bestenfalls schon einmal da gewesen sein ;)) Ihr müsst immerhin die Flüge, Unterkünfte und bei Reisen quer durch Japan auch die Transportmittel alles selbst planen und buchen. Hinzu kommt die Suche von Versicherungen und, wenn ihr eurem Verwandten einiges zu Japan erzählen wollt, auch ein gewisses Maß an Backgroundinformationen zu Japan. Wenn ihr etwa einen Geschichtsinteressierten Reisenden dabei habt, müsstet ihr euch dahingehend vielleicht ein bisschen schlau machen. Übrigens: Ihr könnt auch ein Reisebüro, dass spezialisiert auf Japan bestenfalls ist, bitten, euch eine Reise nach euren Wünschen zusammenzustellen. Heißt, sie organisieren das so, wie ihr das angebt und wünscht, ohne dass ihr mit einer Gruppe reisen müsst. Kostet natürlich mehr, als wenn ihr das selbst organisiert, aber ihr müsst euch nicht selbst kümmern.
Gruppenreisen
Vielleicht entscheidet ihr euch aber auch wie ich für eine Gruppenreise. Mir persönlich war es zu viel Verantwortung, alles selbst zu organisieren und wir wären auch nie in der kurzen Zeit so viel und so weit gekommen, da wir während der Reise viel mit einem Reisebus verreist sind. Im Grunde müsst ihr euch bei einer Reiseagentur eurer Wahl erkundigen, welche Reise mit welcher Route euch und eurem Verwandten gefällt. Schaut genau, was alles inklusive angebotener Reisebüroreisen ist und was nicht. Klärt ab, ob einzelne Ausflüge vorab extra dazugebucht werden müssen, ob Versicherungen über das Büro möglich sind (solltet ihr selbst nicht schon eine Reiseversicherung haben) oder, ab wo die Reise losgeht (welcher Flughafen, gibt es dafür Angebote wie Zubringerflüge, Rail&Fly,...) und ob umgestiegen wird in einem anderen Land. Außerdem solltet ihr genau schauen, was ihr bucht: Aus Reisebeschreibungen liest sich heraus, ob ihr an einem Ort nur vorbeifahrt, haltet und etwas besucht, etc. Wenn ihr euch da unsicher seit, fragt sonst nach. Und: gibt es viel Freizeit oder ein straffes Programm, wird jeden Tag das Hotel gewechselt oder seid ihr mehrere Nächte vor Ort? Ist die Reiseleitung überhaupt auf Deutsch oder nur auf Englisch? Letzteres kann zum Problem werden, wenn ihr nützliche Infos eurer Leitung erhaltet unterwegs und immer noch übersetzen müsst, weil euer Verwandter womöglich nicht (gut) englisch kann. Für mich war die Entscheidung für eine Reisegruppe, weil ich mich a) um nichts weiter kümmern musste, es gab ein festes Rahmenprogramm; und b) wir einen Ansprechpartner hatten, der meine und die Sprache meines Vaters sprach. Der nicht nur im Notfall wenn was ist da ist, sondern auch über ein im besten Falle großes Wissen zu Japan verfügt und ausreichend über das Land erzählen konnte (denn das wollte ich einfach nicht machen müssen, den ganzen Tag Kultur, Geschichte, Rituale erklären). Außerdem kann man in einer guten Gruppe bestenfalls auch noch andere, nette Leute kennenlernen.
Vorabvorbereitungen
Ist alles geklärt und gebucht, kommt es zu den Erledigungen zuhause. Gebt eurem Mitreisenden etwas von eurer Japanliteratur zum Einstimmen ab, bei Reisen über Reisebüros erhaltet ihr davon meist auch Material. Auch hier ist es wieder individuell von eurem Mitreisenden abhängig, wie dieser sich einstimmt: Ich habe bemerkt, dass so ein richtiges Japan-Reiseführerbuch nicht gut funktioniert bei meinem Vater. Da gingen ein einfacher Schnellhefter mit Fotos und kurzen Infos zu Sehenswürdigkeiten &Orten viel besser. Aber was die Literatur betrifft, sind die Vorbereitungen nicht erledigt: Habt ihr wie ich einen Verwandten, der noch nie weit gereist ist, habt ihr noch einiges mehr zu tun. Ihr müsst eventuell erklären wie das Beantragen eines Reisepasses läuft, sollte er/sie keinen haben. Eventuell müsst ihr auch Tipps zum richtigen Kofferkauf geben, Tipps zum Kofferpacken. Bei mir endete es damit, dass ich den Koffer aussuchen sollte und dass ich eine Packliste geschrieben habe, was alles wirklich wichtig ist. Wenn ihr Packtipps habt, teilt sie. Auch den richtigen Adapter müsst ihr eventuell besorgen helfen, sollten eure Verwandten sich evtl. nicht gut mit dem Internet auskennen. Wollt ihr Geld vorab umtauschen oder in Japan? Kann euer Verwandter mit Geld umgehen oder eher nicht so, müsst ihr ihm Umrechnungstabelle besorgen oder evtl. beim Geld einteilen helfen? Schafft ihr es, gemeinsam in einem Raum zu übernachten oder benötigt jeder sein eigenes Zimmer (dann mit Einzelzimmerzuschlägen)? Wollt ihr im Ausland beide euer Handy nutzen können? Das nur als einige Beispiele und Fragen, die auf euch zukommen könnten. Wenn ihr bestimmte Reisehacks etc. habt, lasst es euren Verwandten wissen, er/sie wird es euch danken.
Was ihr auf eurer Reise beachten müsst
Es ist soweit, ihr habt alles gemeinsam im Vorfeld geklärt, besprochen, organisiert. Ihr wisst, wie ihr zum Ausgangsort (Flughafen) eurer Reise kommt. Nun startet eure Reise.
Nach Japan einreisen
Für meinen Vater, der noch nie geflogen ist, war das alles äußerst aufregend. Ich musste viel erklären und helfen, vor allem auch schon auf dem Flughafen. Eventuell müsst ihr beim Check-In und bei der Kofferabgabe helfen. Erklärt am Besten immer schon vorab, was auf euren Verwandten als Nächstes zukommt. Gerade die Sicherheitskontrolle, wo es immer relativ schnell zugeht, kann ältere Verwandte ganz schön herausfordern. Bereitet sie darauf vor, dass sie ihre Taschen leeren, keine Getränke etc. dabei haben, wo evtl. Laptops oder Ladebatterien platziert werden müssen. Auch solltet ihr euren Verwandten beim Scanner oder Metalldetektor am Flughafen vorab vorbereiten, dass es Piepsen kann, sollten eure Verwandten u.a. Piercings, Schrauben intus, oder eine Strahlenbehandlung hinter sich haben. Seid viel mit eurem Verwandten in der Kommunikation, wenn er noch nie geflogen sein sollte. Ist alles erledigt am Flughafen und ihr steigt in den Flieger, ist es nicht geschafft oder erledigt, gerade, wenn ihr umsteigt. Dann kommt die Prozedur mit der Sicherheit und Passkontrolle meist nochmal auf euch zu, auch darauf solltet ihr sie vorbereiten. Versucht vorab, im Flugzeug Sitzplätze nebeneinander zu bekommen, ansonsten kann es abenteuerlich werden. Ist uns so passiert, da war auf einem langen Flug kein Platz mehr nebeneinander. Und er konnte kein Englisch, die Crew spricht aber meist nur Englisch.. Besteht dann wenigstens auf Plätze in Sichtweite zueinander. Mein Vater hat es mit seiner Art jedoch geschafft, die Crew zu unterhalten und mit Händen und Füßen Essen und Getränke bestellt bekommen. Außerdem hatte er Glück, dass der Japaner neben ihm Deutsch konnte und weiterhalf. Allerdings, wenn eure Verwandten kein Englisch können, müsst ihr noch woanders helfen: bei der Einreisekarte für Ausländer ("Disembarkationcard for Foreigners") und der Zollerklärung (gelber Zettel). Beide sind auf Englisch und müssen ausgefüllt werden. Aber selbst, wenn ihr nicht nebeneinander sitzt, könnt ihr das im Flieger für die Verwandtschaft (bis auf die Unterschrift) ausfüllen. Genug Zeit dafür habt ihr. Bei der Landung müsst ihr dann nur wieder erklären, was euren Verwandten erwartet (z.B. dass Fingerabdrücke genommen und Foto gemacht werden).
Während der Reise
Ihr habt es geschafft, seid in Japan und die Reise startet. Bei einer Reisegruppe erfahrt ihr beim Reiseleiter genauere Abläufe. In der Regel machen sie zu Beginn einen kurzen Vorausblick, ehe es dann nur noch um den jeweiligen Tag geht. Denn wichtige Informationen sollen auch nicht verloren gehen, etwa die Zeit, zu der man sich jeden Tag trifft, ob mit oder ohne Koffer, etc. Bei Gruppenreisen müssen manchmal die Reisepässe in Hotels abgegeben werden für den Check-In. Für mich und meinen Vater war das oft schnell erledigt wenn die Reiseleitung die Pässe wieder zurückverteilte, denn wir hatten eine gut erkennbare Passhülle (von mir selbst genäht- ich erkläre euch in einem meiner Blogeinträge, wie man eine Passhülle im Japanlook selbst nähen kann). Aber selbst auf einer Gruppenreise gibt es Freizeit und da bin ich dann quasi selbst zum Reiseleiter geworden und habe übersetzt, organisiert, erklärt. Denn ich wollte ihm Orte zeigen, die nicht offiziell im Programm standen. Hier jetzt also noch einige Tipps generell, die ihr auf eurer Reise beachten solltet:
- Sprachen: Ihr müsst evtl. so einiges übersetzen. Vielleicht gebt ihr eurem Reisenden ein Wörterbuch mit (es gibt nicht nur Japanisch/Deutsch/Deutsch/Japanisch-Wörterbücher für die Reise, sondern auch Bilderwörterbücher für Notfälle (wo man nur auf ein Bild zeigen muss, ohne Sprache. Bei Erkrankungen und Notlagen nützlich). Stellt euch darauf ein, dass eure Verwandten aber selbst wenn sie nur Deutsch sprechen können, irgendwie versuchen werden, klar zu kommen. Mein Vater hat sich mit Händen und Füßen verständigt und es sogar geschafft, ohne Sprache die Leute in Japan zu unterhalten. Mit seiner freundlichen, offenen Art hat er eine Verkäuferin regelrecht verzaubert und ihr Deutsch beigebracht, als ich gerade dazukam... ^^"
- Absprachen: Trefft Absprachen, wie ihr euch im Notfall wiederfindet, macht euch Treffpunkte aus oder gebt eurem Verwandten einen Zettel für den Notfall, wo vielleicht ein Satz in Japanisch oder Englisch steht wie "Bitte helfen Sie mir weiter, ich habe mich verlaufen, mein Hotel ist das...". Wenn ihr mit einer Reisegruppe reist, gibt euch evtl. die Reiseleitung für den Notfall genau solch einen Zettel mit Telefonnummer, etc. mit. Aber in der Regel zeigen und sagen diese euch (mehrmals) auch ganz genau, wo und wann ihr euch trefft. Versichert euch bei eurem Verwandten, ob er das auch verinnerlicht hat. Ich habe mir, als mein Vater im absoluten Gewimmel Tokyos verloren ging, etwa Sorgen gemacht und ihn lange gesucht. Dabei stand er längst am ausgemachten Treffpunkt und wartete auf mich ;)
- Sehenswürdigkeiten: Rechnet damit, dass eure Verwandten eben ganz andere Sachen sehen wollen als ihr vielleicht gerne seht. Dass sie die Klassiker und ja, vielleicht auch die Sehenswürdigkeiten sehen wollen, wo die ganzen Touristen sind, weil sie genau diese aber als Bild von Japan kennen.
- Essen: Mein Vater kannte kaum japanisches Essen. Für ihn war es gut, im Hotel sowohl japanisches, als auch westliches Essen am Büffet zur Auswahl zu haben. Er hat sich durchprobiert durch beide Lager und seine Lieblinge gefunden. Im Konbini oder Restaurant habe ich übersetzt, ansonsten habe ich evtl. was empfohlen, aber ihn auswählen lassen. Ein großes Angebot kann erschlagen, oder ganz gut sein, wenn man nicht groß mit japanischem Essen in Kontakt war. Auch Food Samples (das Plastikessen als Beispiel vor Restaurants) können gut helfen. Manchmal müsst ihr sie einfach machen lassen: Mein Vater meinte etwa unterwegs mehrmals, er esse auf jeden Fall keine Austern. Was macht er? Bestellt sich an einem Streetfoodstand alleine aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse einen Austernspieß.. Ich habe ihn erst kosten lassen und dann gesagt, was es ist. Hat dann doch geschmeckt.
- Nicht für sich: Erinnert euch daran, dass ihr die Reise mit und für eure Verwandten machen wollt und nicht für euch und zum frönen eurer Japanliebe. Was ihr gerne sehen wollt, muss nicht das Gleiche sein und das könnt ihr auf einer anderen Reise nachholen. Euer Verwandter dagegen vielleicht nicht, vielleicht bleibt es für diesen die einzige Japanreise und die soll doch schön werden, oder?
- Reiseleiter neben dem Reiseleiter: Wir hatten auf der Gruppenreise nicht nur einen Reiseleiter, sondern in der Freizeit und auch sonst zwischendurch, wenn wir Sehenswürdigkeiten selbstständig besuchten, wurde ich selbst zum Reiseleiter, weil er mich Dinge fragte, etwas wissen wollte zu diesem oder jenem, etc. Das muss euch bewusst sein, dass das passieren kann. Praktisch war, dass ich viele Orte, die wir gesehen haben, schon mal besucht hatte und ich ihm so das ein oder andere erzählen konnte. andererseits gebt auch ehrlich zu, wenn ihr etwas nicht wisst. Es kann manchmal wirken, als wenn ihr euch den Mund fusselig redet, aber haltet euch vor Augen: Eure Verwandten sind das erste Mal da und versuchen zu verstehen, zu begreifen. Das erste Mal in Japan wart ihr wahrscheinlich auch völlig erstaunt oder übermannt von den Eindrücken.
- Spezielle Interessen: Informiert euch vorab, was eure Verwandten in Japan unbedingt sehen wollen. Manchmal sind das auch ganz banale Dinge. Etwa, was eure Verwandten von Beruf sind oder waren interessiert sie, in Japan zu sehen (besonders, wenn es für den Job eine Uniform geben sollte). Haltet danach Ausschau und macht sie bei Bedarf darauf aufmerksam.
- Flexibilität: Wenn ihr selbst plant und organisiert, ob als Soloreisender oder die Freizeit in einer Reisegruppe, macht euch darauf gefasst, dass eure Planungen evtl. über den Haufen geworfen werden, Vorgenommenes scheitert. Beispiel: Ich wollte unbedingt mit meinem Vater noch in dieses oder jenes Restaurant. Ihm war das manchmal viel zu viel und er war total glücklich damit, einfach Konbinifood zu essen. Auch mit sowas muss man umgehen können.
- Pausen: Beachtet unbedingt die Kondition eures Verwandten und Pausen. Ist es ein sportlicher, fitter Typ oder eher jemand, der seine Tage gemütlich auf der Couch verbringt? Mit einer guten Planung vorab könnt ihr da schon das Meiste regeln, aber auch während der Reise achtet auf eure Verwandten. Auch, dass sie trotz der ganzen Aufregung und der unbekannten Umwelt etwa genug essen und trinken. Dass sie auch mal Gelegenheit haben zu sitzen, etc. Plant evtl. nicht jeden Tag volles Programm, sondern auch mal ruhigere Tage oder zumindest Abende. In einer Gruppenreise achtet eine gute Reiseleitung auch darauf.
- Klischees: Ja, man muss auch aushalten können. Ihr könnt euren Verwandten unterwegs durch Zeigen versuchen, Japanklischees auszutreiben. Letztlich sehen und erleben diese aber ganz anders als ihr. Es kann also sein, dass euer Verwandter Klischees wie etwa "in Japan ist es überall sauber" mit nach Hause nimmt und allen die er kennt sagt. Kann, muss nicht! Wenn ihr nicht aufklären könnt, haltet es einfach aus. Was anderes bleibt euch nicht übrig, als tolerant zu sein.
- Fettnäpfchen: Das Gleiche gilt für Fettnäpfchen: Ihr könnt vorab alles erklären wie ihr wollt, am Ende könnt ihr vielleicht nicht verhindern, dass er/sie in ein Fettnäpfchen tritt. Je nachdem wie gravierend das ist, könnt ihr es nur versuchen zu erklären, was verkehrt war und, falls es Japaner mit betrifft, euch bei diesen entschuldigen und versuchen zu erklären. Freundlichkeit, Höflichkeit, sich entschuldigen können sind immer noch gute Tugenden, die euer Gegenüber im besten Fall auch annehmen wird.
- Zugang: Macht euch gefasst, dass euer Verwandter evtl. ganz anders auf Menschen zugeht als vielleicht ihr: Vielleicht ist er offener, während ihr eher zurückhaltend seid oder andersherum? Und bedenkt, selbst ohne Sprache kann man mit anderen Leuten in Kontakt treten.
- Auf einmal cool: Ich war ziemlich überrascht, als mein Vater auf einmal cool war. Er hat sich in Japan z.B. neue Klamotten gekauft und das kam in der Reisegruppe super an, sie fanden ihn gleich 10 Jahre jünger und machten ihm nur noch Komplimente ^^; Das war irgendwie ungewohnt, dass er auf einmal so beliebt war, weil ich irgendwie den Moment verpasst hatte, wo dies geschehen war: Er war es mit wachsender Zeit einfach. Und ich musste das akzeptieren ;)
- Nicht enttäuscht sein: Seid nicht enttäuscht, frustriert oder traurig, wenn eure Verwandten, gerade bei einem straffen Programm, Namen von Orten oder Sehenswürdigkeiten durcheinanderbringen. Gerade etwa, wenn sie vielleicht nach dem 20. Schrein eben nicht mehr genau wissen, wie dieser hieß.
- Geduld: Wenn ihr mit Verwandten reist, braucht ihr viel Geduld und Ausdauer. Unterschiedliche Meinungen und Wünsche müssen unter einen Hut gebracht werden. Eure Verwandten wollen vielleicht nicht nur ganz anderes sehen als ihr, sondern haben womöglich auch ihre ganz eigenen Zeiten: Sie haben womöglich weniger Ausdauer, brauchen mehr Ruhephasen oder benötigen länger im Bad, beim Kofferpacken im Hotel, stehen ewig da und beobachten/fotografieren oder was auch immer. Was für euch normal und schon alltäglich scheint, kann auf euren Verwandten ganz anders wirken. Bleibt ruhig und Verständnisvoll, so generell. Wer das gar nicht kann, sollte darüber nachdenken, vielleicht doch nicht gemeinsam zu reisen.
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Womöglich erfüllt sich bald der Wunsch von der gemeinsame Reise und der Wunschdaruma bekommt sein 2. Auge ;) |
Ich hoffe, ich konnte euch einen Einblick geben, was das Reisen mit Verwandten alles bedeuten kann- es kann stressig sein, ja, aber kann auch wunderbar werden. Je nachdem, wie gut ihr euch darauf vorbereitet, wie gut ihr Wünsche und Erwartungen abklärt und ob die Reise natürlich auch so verläuft, wie geplant. Es gab für mich viele überraschende Momente, die ich trotz Planung so nicht einplanen konnte- man kann nicht alles planen. Aber letztlich war es eine tolle Reise und das Wichtigste war: meinem Vater hat es gefallen und er hat für sich glaube ich auch verstanden, was ich an dem Land so schätze. Ich glaube, ich habe ihm ein Stück weit zeigen können, was ich an Japan so liebe. Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen helfen, denn: egal, wie alt eure Verwandten sind, mit einer gewissen Grundkondition kann selbst der Ungereiste noch sein großes Abenteuer machen, ob er nun 40, 50, 60, 70 oder 80+ ist. Und im Nachhinein habt ihr gemeinsam tolle Erinnerungen und das ist das Wichtigste.
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