"Die Tempel von Shikoku" - Buchrezension


Allgemeine Infos:

Titel: "Die Tempel von Shikoku - Meine Pilgerreise auf Japans heiligem Weg"
Originaltitel: "
Comme une feuille de thé à Shikoku: Sur les chemins sacrés du Japon"
Autor: Marie-Édith Laval
Übersetzung: Bettina Müller Renzoni, Barbara Neeb
Erscheinungsdatum:
2015 (Fr), 2016 (D)
Originalpreis: 20,00€ (D)
Verlag: Malik Verlag
Genre: Reisebiografie
ISBN: 978-3-89029-473-5

Buchrücken und Klappentext:

"Es muss nicht immer der Jakobsweg sein! Ausgestattet mit dem Wunsch, dem Alltag zu entfliehen, und einer guten Portion Neugier begibt sich die Französin Marie-Édith Laval auf eine besondere Pilgerschaft. Diese führt 1200 Kilometer über die japanische Insel Shikoku, zu 88 Tempeln. Dabei folgt der Weg den Spuren des buddhistischen Mönchs Kukai und repräsentiert die vier Stufen der Erleichtung: Erwachen, Disziplin, Erleuchtung und Nirwana. Und mit jedem Tag des Wanderns richtet sich auch Marie-Édith Lavals persönliche Wahrnehmung zunehmend von den äußeren Begebenheiten auf ihr Inneres- auf ihren Weg zu Frieden, Glück und Dankbarkeit."

Klappentext:

"Während einer Wanderung auf dem Jakobsweg erfährt Marie-Édith Laval von einem Pilgerweg auf der japanischen Insel Shikoku. Fasziniert von diesem exotischen Ziel, beschließt sie, als henro - japanischer Pilger - den Spuren des Kukais, des Begründers des Shingon-Buddhismus, zu folgen. Anders als viele Japaner, die häppchenweise oder per Pauschalreise pilgern, macht sie sich allein und zu Fuß auf den Weg, der nicht selten an viel befahrenen Straßen entlangführt, aber auch durch reizvolle Landschaften. Anschaulich beschreibt die Französin ihre Eindrücke und Begegnungen, berichtet von erheiternden Zwischenfällen, japanischen Eigenheiten und intensiven Erfahrungen. Sie schildert die buddhistischen Rituale und Zeremonien, die beim Besuch der Tempel durchgeführt werden, die überwältigende Gastfreundschaft der Einheimischen und wie sie auf dem Weg einen Schlüssel findet, der ihr die Tür zu einem anderen Leben öffnet. Ein sympathisches und poetisches Buch über ein inspirierendes Pilgerabenteuer."
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Vorinformation:
Shikoku (
四国) ist die kleinste der vier japanischen Hauptinseln. Einmal komplett um diese Insel verläuft der  Shikoku-Pilgerweg (四国八十八箇所, shikoku hachijū hakkasho). Dieser ist ca. 1.200 km lang, und dauert zu Fuß ca. mind. 30-60 Tage. Dabei werden 88 Tempel besucht. Als Henro (遍路), wird die  Vollständige Umrundung bezeichnet und die Pilger von den Einheimischen respektvoll o-henro-san (お遍路さん) . Erkennbar sind sie an spezieller, weißer Kleidung und weiteren Merkmalen.
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Meine Meinung: 

Im Buch beschreibt die Französin, wie sie völlig ohne Japanischkenntnisse die Pilgerstrecke Shikoku zu Fuß lief. Es ist unglaublich faszinierend gewesen zu lesen, wie man ohne Kenntnisse der Sprache, aber auch ohne, dass man sich ausführlicher mit dem Land beschäftigt hat, so weit kommen kann und wie hilfsbereit die Menschen sein können. Andererseits merkt man eben aber auch, dass sie sich leider eben vorher nicht ausführlich über das Land informiert hat. Klar, sie wollte Urteilsfrei an das Land herangehen, aber an manchen Stellen merkt man eben doch den "Blick", den ich auch schon bei "Einmal-Japantouristen" ohne vorherige Information bemerkt habe, und es stimmt nicht immer alles im Buch (z.B. sind Tanuki keine reinen Fabelwesen, diese Tierart existiert wirklich). Auch ist es anstrengend gewesen, wenn es bisweilen sehr oft ins philosophische, spirituelle geht. Auch benutzte Sprichwörter und Zitate waren für mich eher anstrengend, weil ich die Autoren zu 80% nicht kannte. Was ich jedoch schön fand, ist noch einmal die Karte von Shikoku, die Fotos, die es gibt und der Abschluss des Buches: Da sind die Tempel als Übersicht noch einmal gelistet, es gibt eine Übersicht zum Ablauf der Rituale beim Tempel (mit Skizze zur Anordnung der Gebäude üblicherweise), das Herzsutra, was zur Ausrüstung und Kleidung (mit Skizze und sogar ungefährer Yenangabe!), zu Unterkünften und ein wenig allgemein Japanisches, sowie Kontakte und Internetadressen. Frau Laval ist diese Pilgerstrecke äußerst offen und positiv angegangen, selten wirkt sie niedergeschlagen und scheint immer optimistisch, was sich in ihrem Schreibstil wiederspiegelt.

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Eine Stelle aus dem Buch:

  • "Mein Rucksack ist um einen Liter Eis (das eine Stunde später bereits geschmolzen ist) und eine riesige Pampelmuse schwerer. Die wiedergefundene Nähe des Meeres und seiner belebenden Frische erfüllt mich mit Freude. Fließend reihen sich die Kilometer aneinander. Rechter Fuß, linker Fuß... Ich nutze meine erste Pause, um die Pampelmuse zu verspeisen. Als ich mir gerade den letzten Bissen in den Mund schiebe, hält ein Auto neben mir. Und schon habe ich wieder eine neue, noch größere in der Hand beziehungsweise in meinem Rucksack... Und natürlich in meinem Herzen, o-settai!"
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Shikoku-Pilgererfahrungen: Bücher im Vergleich

Nach "Meine Suche nach dem Nichts" habe ich mich nach anderen Shikoku Pilgerbüchern umgeschaut,  und als nächstes dieses Buch, "Die Tempel von Shikoku" von Marie-Edith Laval, gefunden. Während Lena Schnabl in ihrem Buch bereits zuvor Japan bereist und sogar dort gelebt hatte und man es ihrem Buch anmerkt; gibt es in Lavals Buch die Sicht einer völlig Japan-Unerfahrenen. Laval geht öfters in ihrem Buch ins philosophische und bleibt sehr positiv, während Lena Schnabl ehrlich und schonungslos auch über die Strapazen ihrer Reise schreibt. Der Vergleich "Ahnung" vs. "keine Ahnung von Japan" ist spannend und bei beiden interessant, bei mir persönlich war es dann eher der Erzählstil, wo mir Lena Schnabls besser gefällt.

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Fazit:
Ein interessantes Buch über eine Frau völlig ohne Kentnisse über Japan oder der japanischen Sprache mächtig, die aufgeschlossen den Shikoku Pilgerweg geht. Manchmal etwas sehr philosophisch/spirituell, aber davon abgesehen interessant, wenn man sich für Shikoku und den Pilgerweg interessiert.


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