"Sachsen-Sushi" - Buchrezension



Allgemeine Infos:
Titel: "Sachsen-Sushi"
Originaltitel: 
Autor: Christine Sylvester
Übersetzung: -
Erscheinungsdatum:  2011 (D)
von mir rezensierte Auflage: 1. Auflage
Originalpreis: 9,90€ (D)
Verlag: Gmeiner-Verlag GmbH
Umfang / Buchart: 228 Seiten, Paperback
Genre: Roman, Alltag, Arbeit, Humor; als "Frauenroman" angepriesen
ISBN: 978-3-8392-1208-0

Buchrücken:


"Karriereknick: Werbeprofi Ella kann einfach alles, nur nicht mit Menschen umgehen. Das konnte man an keiner Eliteuni der Welt studieren. Und nun verschlägt es sie ausgerechnet nach Dresden. Dann erfährt sie auch noch, dass ihr neuer Arbeitgeber, die Werbeagentur 》Sack & Sohn《, kurz vor der Insolvenz steht. Ellas einziger Lichtblick: Der geheimnisvolle Retter, der ihr bei einem nächtlichen Überfall zu Hilfe kommt und dann spurlos verschwindet. Doch leider ist der genauso schwer zu finden wie eine rettende Idee für die bedrohte Agentur.
》Streber-Barbie《 in der Krise. Zum Schreien komisch!"

Beschreibung auf der ersten Buchseite:
" Karriereknick: Die ebenso attraktive wie arrogante Werbefachfrau Ella Fredderick kann einfach alles, nur nicht mit Menschen umgehen. Das konnte man an keiner Eliteuni der Welt studieren. Und nun verschlägt es sie ausgerechnet nach Dresden. Eine Stadt, die sie so gar nicht mag. Eigentlich würde sie am liebsten wieder das Weite suchen, denn nichts läuft so wie es sich die erfolgsverwöhnte 》Streber-Barbie《 vorgestellt hat.
Dann erfährt sie auch noch, dass ihr neuer Arbeitgeber, die chaotische Werbeagentur 》Sack & Sohn《, kurz vor der Insolvenz steht. Ihr einziger Lichtblick: Der geheimnisvolle Musiker, der ihr bei einem nächtlichen Überfall zu Hilfe eilt und dann spurlos verschwindet.
Doch leider ist der genauso schwer zu finden wie eine rettende Idee für die bedrohte Agentur. Für Ella beginnt eine ereignisreiche Suche, die ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellen soll..."

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Kurz über die Autorin:
"Christine Silvester, Jahrgang 1969, lebt seit 1999 in Dresden. Die gelernte Journalistin hat sich bereits mit Dresden-Krimis rund um Kommissarin Lale Petersen als Autorin einen Namen gemacht. Mit 》Sachsen-Sushi《 erscheint ihr erster Frauenroman." (aus dem Buch)
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Meine Meinung:
Vorab: Ich habe das Buch vor allem geholt, weil es reduziert (also billig) war, ganz lustig klang und wissen wollte, wie es zu seinem Titel, "Sachsen-Sushi", kam. Dass es nicht um ausgefallene, japanische Küche gehen wird, war mir schon bewusst, aber ich war dennoch interessiert, so auch als Sachse ;)

Ella startet, wie der Buchrücken schon gut beschreibt, ihr Leben neu in Deutschland und dann auch noch in Dresden. Was sie gegen die Stadt von vorn herein hat: es ist ihr zu provinziell, nachdem sie bisher Megastädte gewöhnt war und eigentlich will sie auch schnell wieder weg, wartet nur auf das nächste Angebot.

Die ersten Leute die sie so trifft, bestätigen da wahrscheinlich nur zusätzlich all ihre Klischees, sie sind verschroben und schrullig, jeder anders. Dann kommt Ella in die Werbeagentur und es wird eher schlimmer als besser. Als Leser fragt man sich zuerst: Sind die Menschen wirklich so seltsam oder Ella nur extrem arrogant?

Zum Beispiel gibt es auf ihrer Arbeit folgende Charaktere:
- Sack senior, Chef von "Sack&Sohn", hört sich lieber reden als anderen zuzuhören und kehrt den arroganten Chef raus
- Fred Sack, der Sohn, laut seinem Vater unfähig, durchlief schon mehrere Abteilungen der Firma, zieht sich immer grau an, zurückhaltend, unauffällig, hatte Probleme in der Vergangenheit
- "Bini", Sabine, zuständig für Kundenzeitschriften und Presse, neugierige junge Mitarbeiterin mit außergewöhnlichem Klamottengeschmack, die Anschluss bei Ella sucht
- "Möhre", eigentlich Moritz, Designer im Online-Bereich, den Ella als lebendigen "Catweazle" und "hutzeliges Wesen", bezeichnet, besitzt eine liebevolle Frau und viele Kinder
- Karl-Heinz, Grafikabteilung, "langes, dünnes, blassgesichtiges Stück Mensch in wehendem schwarzen Mantel", Goth. Ärgert Ella gerne und zieht sie als "Barbie" auf
- "Hasy" Sack, junge, arrogante Frau von Sack Senior

Desweiteren gibt es auch außerhalb der Agentur interessante neue Charaktere in Ellas Leben:
- Jörg Stegmann, Chef der gegnerischen Werbeagentur
- Laetitia Baer, Pressefrau der lokalen Zeitung, immer auf der Suche nach einer neuen Story
- Johnny, "Cowboy im Sushi-Saloon", Bruder von Karl-Heinz, hat ein Sushi-Geschäft in Dresden nach mehreren Jahren Weltreise gegründet
- Und noch viele weitere Charaktere

Dass Ella zuvor in Tokio und davor u.a. Sydney gearbeitet hat, hab ich zu Beginn noch wenig gespürt und ernsthaft befürchtet, man könne die Namen auch durch andere Großstädte ersetzen. Erst mit der Zeit kommen nach und nach auch japanische Begriffe im Buch vor, die Ella anderen etwa erklärt. Zum Beispiel gibt es im Sushi Saloon eine japanische Hightech-Toilette (wie ich sie aber selbst in Japan noch nicht so krass erlebt habe). Ella hilft Laetitia Baer da etwa aus einer misslichen Lage. Zuhause schlüpft Ella immer in einen "Kimono", wobei hier wohl eher die deutsche Auffassung eines Seiden(bade)mantels gemeint ist.. Mit dem Sushi-Cowboy kommt sie da eher schon ins Gespräch über japanisches Essen etc. 

Der Anfang war für mich ehrlich gesagt auch schwer zu lesen. Man fällt irgendwie mit Ella gemeinsam ins kalte Wasser. Dann sind auch noch die Charaktere alle sehr überspitzt dargestellt und Ella so arrogant. Es gibt Bücher, da liest man sich so schnell rein und dann gibt es Bücher, da dauert es länger. Bei mir war es eher letzteres, es dauerte eine Weile. Dabei kann ich nicht mal genau sagen, warum. Die Sätze sind oft kurz und knapp, zackig. Was mir gut gefiel, war, dass die Kapitel jeweils auch nicht allzu lange sind. Da kann man mal "noch schnell" ein Kapitel lesen. Als ich jedoch einmal eingelesen war ins Buch, fand ich es sogar lustig. Der Humor ist halt eine Sache, den muss man mögen. "Zum Schreien komisch" wie auf der Rückseite angegeben, fand ich es jetzt nicht. Wenn man einmal weiß, wie man die Geschichte zu nehmen hat, schmunzelt man schon oder findet es lustig. Aber wie gesagt, Humor ist verschieden und man muss mit so überspitzten Darstellungen auch umgehen können, sonst ist man hier wohl eher verkehrt.
Die Abläufe in Ellas Firma und ihre private Suche stehen im Buch im Vordergrund, wodurch man nicht unbedingt alle Hintergrundinformationen zu allen Charakteren erhält, die man vielleicht gerne hätte. Zumindest ging es mir so. Auch das Ende war dann irgendwie zu plötzlich da und ich hätte mir gern noch ein paar mehr Antworten gewünscht. Einiges bleibt unbeantwortet und auch einige Charaktere nicht komplett genutzt- man denkt, da kommt noch was, aber am Ende war dann doch nichts mehr. Theoretisch hätte man sogar am Ende sagen können, es könnte noch ein zweiter Teil folgen, der das ein oder andere nach beantworten wird, aber nein. 


Der Japananteil im Buch ist nicht das hauptsächliche Thema des Buches sag ich jetzt mal, aber es war doch mehr Japanbezug, als ich ursprünglich gedacht habe. Ich dachte, es bleibt beim Morgenkimono, beim Steingarten und dem Sushiladen an sich, aber ein bisschen was ist schon verbastelt, auch wenn ich nicht weiß, ob die Autorin jemals in Japan war oder nur recherchiert hat (ich tippe auf letzteres). Erwartet aber nicht zu viel, es ist nur nebenbei eingebastelt.

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Eine Stelle aus dem Buch:

  • "Und was soll das?" Bini deutete mit ihrem Zeigefinger auf den kleinen rechteckigen Steingarten, dem einzigen Utensil auf dem Schreibtisch neben der Lampe. "Putzig, dieser kleine Kamm!"
    "Das ist eine Harke." Ella legte die Stirn in Falten. Diese Bini war ja noch weltfremder, als sie geahnt hatte. "Wenn ich nach Ideen suche, hilft mir dieser kleine Zen-Garten, mich zu konzentrieren."
    "Praktisch, ein Garten, und dann so ganz ohne Unkraut."
    Na, die Pomeranze stand offenbar mit beiden Beinchen fest auf dem Boden."

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Fazit: 
Kurzweiliger Alltagsroman mit verschiedenen Facetten (Humor, Mystery, Liebe,..). Ein sehr knackiger Humor, den man mögen muss, ein bisschen Japan, schräge Charaktere, und noch dazu gemischt mit ein bisschen Dresden. Solche Romane muss man mögen oder eben nicht. Wer mal eben was kurzweiliges benötigt ohne zu viel Spannung oder Wendungen, für den dürfte der Roman was sein.


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