
Allgemeine Infos:
Titel: "Gaijin - Zuhause in Japan. Das Leben einer Oldenburger Familie in Yokohama"
Originaltitel: /
Autor: Peter-Jörg Alexander
Übersetzung: /
Erscheinungsdatum: 2018
Originalpreis: 10,90€
Verlag: Isensee Florian GmbH
Umfang / Buchart: 140 Seiten, Paperback
Genre: Alltagsbericht, Leben in Japan, Auswandern mit Familie
ISBN: 978-3-7308-1424-6
Buchrücken:
14 Jahre hat der Autor des vorliegenden Buches in Japan zugebracht und notiert zum einen sehr persönliche Erlebnisse und Erfahrungen mit seiner deutsch-japanischen Oldenburger Familie. Zum anderen wird nach Erklärungsansätzen für Verhaltensauffälligkeiten durch das unvermeidliche Aufeinandertreffen eines individualistisch anmutenden Ausländers mit dem gruppenorientierten Inselbewohner gesucht. Gesellschaftlich-kulturelle und natürliche Gegebenheiten werden dazu durchleuchtet, welche die dortige Bevölkerung prägen und liebenswert machen. Mythologische, geschichtliche sowie philosophisch-linguistische Bezüge runden die Betrachtungen aus der wohlwollenden Gaijin-Perspektive ab und ermöglichen einen besonderen Zugang zu den Herzen der Japaner, ihrem ,Kokoro', und zu einer faszinierenden Welt, die aus weit mehr als skandalträchtigen Schlagzeilen oder Vorurteilen besteht."
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Kurz über den Autor:
"Peer-Jörg Alexander studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Münster sowie Nürnberg und promovierte an der Universität Osnabrück. Von 1987 bis 1993 war er an der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Tokyo beschäftigt, ab Sommer 2008 war er an der Deutschen Schule Tokyo Yokohama als stellvertretender Schulleiter tätig. Sein Forschungsinteresse gilt unter anderem der vergleichenden Berufsbildungsforschung zu Japan und Deutschland" (Text von der Webseite der OAG - Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens)
Peter-Jörg Alexander ist verheiratet mit einer Japanerin, Yumiko, mit der er drei Kinder hat: Ernst-Kenji (*1995), Lilly Julia (*1997) und Victor-Yūji (*2003). (Info aus dem Buch)
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Da das Inhaltsverzeichnis ganz gut Aufschluss über den Inhalt gibt,
dieses hier an dieser Stelle aufgelistet wie im Buch angegeben:
Inhalt:
1. Prolog: Yōkoso Nippon (ようこそ日本)
1.1 Mijukumono (末熟者) - das Japan-Greenhorn
1.2 Nihon no Kansatsusha (日本の観察者) - der Japan-Beobachter
1.2.1 Kansatsusha (観察者) - der Beobachter des Krähennest
1.2.2 Basho (場所) - die Verortung und Grenzziehungen des Beobachters
1.3 Kaigaitaizai (海外滞在) - wir wandern aus
1.4 Hikkoshi (引っ越し) - der Umzug
1.5 Gaijin (外人) - der Ausländer in Japan
2. Uchi (家) - das Zuhause
2.1 Ie (家) - Wohnen in Japan - die Außensicht
2.2 Ie (家) - Wohnen in Japan - die Innensicht
2.2.1 Genkan (玄関) - der Eingangsbereich
2.2.2 Washitsu (和室) - der Wohnbereich
2.2.3 Ofuro (お風呂) - körperliche Reinigungsrituale
2.2.4 Otearai (お手洗い) - das Unreine im Reinen
2.3 Niwa (庭) - kleine Gärten weisen wieder in das Draußen
3. Soto (外) - der Übergang vom Haus zum Arbeitsplatz
3.1 Kōtsu (交通) - Verkehrswege
3.2. Tōkyō Yokohama Doitsu Gakuen (東京横浜独逸学園) - die Deutsche Schule Tōkyō Yokohama (DSTY)
3.2.1 Shisetzu (施設) - die schulischen Anlagen
3.2.2 Kaisha (会社) - DSTY: Die Expertenorganisation
3.2.3 Seido (制度) - das System DSTY
3.2.4 Kōseiin (構成員) - Schüler, Lehrer, Eltern
3.2.5 Doitsu Shakai (ドイツ 社会) - das Ghetto
3.2.6 Nihongo (日本語) - Abenteuer Japanisch
3.2.3 Seido (制度) - das System DSTY
3.2.4 Kōseiin (構成員) - Schüler, Lehrer, Eltern
3.2.5 Doitsu Shakai (ドイツ 社会) - das Ghetto
3.2.6 Nihongo (日本語) - Abenteuer Japanisch
3.3. Hima na Toki (暇な時) - Freizeit
4. Soto II (外) - Kultur und Gesellschaft im Erleben des Beobachters
4. Soto II (外) - Kultur und Gesellschaft im Erleben des Beobachters
4.1 Nippon no Kokoro (日本 の 心) - The Japanese Mind
4.2 Amae no Kōzō (甘えの構造) - ein Blick in Japans Seele
4.3 Giri (義理) - Ninjo (人情) - gegenseitige Verpflichtungen und Mitgefühl
4.4 Honne (本音) - Tatemae (建前) - das wahre und das maskierte Gesicht
4.5 Bushidō (武士道) - der Geist der Samurai
4.6 Gambaru (頑張る) - Geduld und Disziplin
4.7 Kenkyo (謙虚) - die Tugend der Bescheidenheit
4.8 Wa (和) - Harmonie
4.9 Chinmoku (沈黙) und Haragei (腹芸) - Verständigung durch Schweigen
4.3 Giri (義理) - Ninjo (人情) - gegenseitige Verpflichtungen und Mitgefühl
4.4 Honne (本音) - Tatemae (建前) - das wahre und das maskierte Gesicht
4.5 Bushidō (武士道) - der Geist der Samurai
4.6 Gambaru (頑張る) - Geduld und Disziplin
4.7 Kenkyo (謙虚) - die Tugend der Bescheidenheit
4.8 Wa (和) - Harmonie
4.9 Chinmoku (沈黙) und Haragei (腹芸) - Verständigung durch Schweigen
4.10 Aimai (曖昧) und Fuzzy Logic (曖昧論理) - Unschärfen in der Kommunikation
4.11 Shūdan Ishiki (集団意識) - japanisches Gruppenbewusstsein
4.11 Shūdan Ishiki (集団意識) - japanisches Gruppenbewusstsein
4.12 Senpai (先輩) - Kōhai (後輩) - das Meisterprinzip
4.13 Rō dō Rinri (労働倫理) - das Arbeitsethos
4.14 Kako (過去), Genzai (現在), Shōrai (將來) - Vorwärts in die Vergangenheit
4.13 Rō dō Rinri (労働倫理) - das Arbeitsethos
4.14 Kako (過去), Genzai (現在), Shōrai (將來) - Vorwärts in die Vergangenheit
5. Soto III (外) - Naturbeobachtungen aus dem Krähennest
5.1 Kisetsu (季節) - die sechs Jahresnzeiten
5.2 Kihon no Shoku (基本 の 食) - Grundnahrungsmittel
5.2.1 Ine (稲) und Kome (米) - Reis, Reis, Reis
5.2.2. Ryokucha (緑茶) - grüner Tee
5.2.3 Saké (酒) - ein Allheilmittel
5.3 Shokubutsu (植物) - Pflanzen und Blumen blühen
5.4 Kawai Dobutsu (可愛い動物) - niedliche Haustiere
5.5 Jishin no kuni (地震 の 国) - Erdbebenland Japan
5.5.1 Fukushima Daiichi genshiryoku hatsudensho jiko hassei (福島 第一原子力 発電所 事故 発生) - Jahrestage der Fukushimakrise
5.1 Kisetsu (季節) - die sechs Jahresnzeiten
5.2 Kihon no Shoku (基本 の 食) - Grundnahrungsmittel
5.2.1 Ine (稲) und Kome (米) - Reis, Reis, Reis
5.2.2. Ryokucha (緑茶) - grüner Tee
5.2.3 Saké (酒) - ein Allheilmittel
5.3 Shokubutsu (植物) - Pflanzen und Blumen blühen
5.4 Kawai Dobutsu (可愛い動物) - niedliche Haustiere
5.5 Jishin no kuni (地震 の 国) - Erdbebenland Japan
5.5.1 Fukushima Daiichi genshiryoku hatsudensho jiko hassei (福島 第一原子力 発電所 事故 発生) - Jahrestage der Fukushimakrise
5.5.2 Bōsai (防災) - Katastrophenschutz á la Japan
6. Epilog: Sayonara Nippon (さよなら日本)
Ausgewählte Literatur
Ausgewählte Literatur
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Ich weiß nicht, aber unter dem Titel des Buches hatte ich mir etwas anderes vorgestellt: Ich hatte ein Buch über persönliche Erfahrungen einer Familie erwartet; komische, klischeebehaftete womöglich, aber auch schöne Beschreibungen aus dem Alltag der Familie. Stattdessen kam -meiner Meinung nach- das Persönliche im Buch recht kurz.
Es ist nicht so, dass der Autor gar keine persönlichen Erlebnisse aus Japan schildert, dass nicht. Nein, er schreibt schon über die Eigenheiten der neuen Heimat, auch Dinge wie sein erstes Mal in Japan sein, das Kennenlernen der Schwiegereltern (seine Frau ist Japanerin), seine Arbeit, Erlebnisse in Deutschland und Japan mit Land und Menschen oder, was es für Erlebnisse während ihrer Umzüge gab, beschreibt er uns. Auch die drei Kinder werden hin und wieder mal erwähnt. Z.B. der Unterschied zwischen Japan als Fremdsprache (Nihongo) und als Muttersprache (Nihon Kokugo) kommt im Japanisch-Kapitel vor, und was für Probleme diese Einstufung und.a. für seinen ältesten Sohn mit sich brachte.
Allerdings werden diese eher nur angerissen. Ich möchte behaupten, das Hauptaugenmerk liegt auf der Beschreibung von kulturellen und sozialen Eigenheiten, die er in Japan erlebt hat. Sich selbst beschreibt er da als "Der Beobachter im Krähennest" und hat eine etwas eigenwillige Erzählweise im Buch: Generell schreibt er, wenn es nicht um eigene Erlebnisse geht, aus einer allgemeinen, neutrale Erzähler-Sichtweise. Das ist ganz gut für die Fakten, aber wiederum eher unpassend, wenn dann die eigene Meinung des Autors als Unterton mitschwingt (wie z.B. seine Meinung über die ein oder anderen Kollegen an der DSTY oder andere Ausländer "im Ghetto". Da hätte mir ein persönlicherer Erzählstil besser gepasst).
Peter-J. Alexander baut in seinem Buch hin und wieder also Beschreibungen seiner Erlebnisse mit der Familie ein, aber auch -und vor allem eher- Studienergebnisse oder kulturelle und geschichtliche Hintergründe werden erklärt. Das ist an sich theoretisch interessant, hat mir persönlich nur manchmal das Lesen erschwert. Gerade zu Beginn, noch beim Einlesen, fand ich es echt schwierig, wenn er "hin und her springt: In aktuellen Geschehnissen geht es auf einmal um eine Erklärung oder Statistik von etwas, dann geht er weiter in die Vergangenheit zurück, als er in den 80ern schon einmal in Japan war, geht zurück in die Gegenwart, zurück in die Vergangenheit.. oder reißt schon einmal eine Geschichte an und schreibt "dazu später mehr". Oder er greift z.B. während dem Kapitel, wo es um den Umzug nach Japan 2008 geht, schon einmal vor, wo es um den Rückzug 2016 nach Deutschland geht, dann erzählt er kurz was von Umzugserfahrungen aus den 90ern, es geht zurück zu 2016 und den Vergleich zwischen japanischen und deutschen Umzugsunternehmen.. und eh, wo waren wir noch mal? Das ist mir manchmal ein wenig zu sprunghaft gewesen, ich verlor dann den Faden und wünschte mir, er hätte manche Erwähnungen a) an der Stelle kurz gefasst oder b) ganz weggelassen an der Stelle und später erklärt, statt mehrmals hin und her zu springen.
Wenn man sich dann eingelesen und an den Stil gewöhnt hat, geht es. Ich hatte auch das Gefühl, es wurde dann im Verlaufe des Buches besser, wahrscheinlich auch, weil ich mich an den Erzählstil gewöhnt hatte. Es war wieder eines der Bücher für mich, die ich nicht "mal eben schnell" weggelesen habe. Sondern immer mal wieder darin gelesen habe, weil die vielen Erklärungen, Statistiken etc. dann doch manchmal etwas zu viel waren.
Gefallen haben mir besonders so Kapitel, wo es um z.B. das Wohnen, Hobbys, etc. geht. Nicht ganz soo interessant fand ich die zu Beginn ausführlichen Erläuterungen zur DSTY, der internationalen Schule, an der er zu arbeiten beginnt und an die seine Kinder gehen. Natürlich fand ich das Thema an sich interessant, (z.B. auch den Unterschied zwischen deutscher und japanischer Pädagogik im Kindergarten), manches hätte man aber zusammen fassen können. Z.B. dass es auch an ausländischen Schulen Intrigen etc. gibt, dürfte jedem klar sein, fand ich jetzt nicht länger oder immer wieder mal erwähnenswert. Oder die Erklärung genereller, verschiedener pädagogischer Führungsstile (wie wir sie auch im deutschen kennen)- war für mich zu allgemein beschrieben, hätte auf jede Schule in Deutschland genauso gepasst. Das brauche bzw. suche ich in einem Buch über Japan nicht. Ein bisschen bekam ich das Gefühl, ihn hat einiges damals an der Schule gestört, was er loswerden musste; aber irgendwie kommt in der Art der Beschreibung im Buch nun das Erklärerische, Lehrerhafte dann manchmal eben durch und das ist schade. Davon abgesehen, wenn man sich bei einigen Sachen zur Schule denkt: gut, das hätte er jetzt auch raffen können; ist die Schule an sich schon interessant von ihrer außergewöhnlichen Art her.
Weitere Themen im Buch sind u.a. das Wohnen in Japan; Hobbys; Gesellschaft und Verhaltensweisen ("The Japanese Mind") - da geht es wiederum u.a. um Gesichtswahrung und -verlust; ein Blick in die Geschichte des Samurai und seine Tugenden mit den Auswirkungen auf heute und heutige Tugenden in Japan... und noch vieles mehr). Dann geht es um Japans Natur, u.a. auch, Reis und was es mit ihm alles auf sich hat. Vom Importverbot ausländischen Reises, bis zu Legenden und Mythos. Weitere, Japantypische Lebensmittel; bis hin zu Erdbeben und Katastrophen(prävention) und Fukushima 2011. Ganz gut lassen sich die Themen auch schon nachvollziehen anhand des Inhaltsverzeichnisses (siehe oben).
Schön ist, dass im Buch immer wieder Kanji vorkommen und Wörter oder ihr Ursprung erklärt werden (dem ein oder anderen mag das den Lesefluss aber vielleicht stören. Ich selbst fand es nicht so schlimm. Mich störten die anderen Abschweifungen). Außerdem sind im Buch viele Bilder passend zum Text eingebaut, wenn auch alle in schwarzweiß. Aber da bekommt man z.B. beim Thema Wohnen das Haus von außen, bestimmte Zimmer oder Möbel, die er erwähnt, und den Grundriss gezeigt. Hin und wieder schafft es auch mal eine Grafik etc. ins Buch. Das lockert so manche Statistik oder Theorie gut auf.
Natürlich greift er auch viele der typischen, japanischen Klischees auf, erklärt dazu Studien oder geschichtliche Entwicklung oder Zusammensetzung von Kanji. Aber es ist nicht so, dass er diese banalen Klischees einfach nur wiedergibt, er erklärt auch viele kleine und größere Informationen, die mir neu waren. Zum Thema japanische Toiletten etwa wird nicht nur über die verschiedenen Arten und Funktionen gesprochen, sondern auch über ihre geschichtliche Entstehung und Entwicklung. Da kann dann auch mal so ein eklig-interessanter "Fun-Fact" eingebracht sein, wie etwa das Shogune sich früher auf den Tatamimatten eines Wohnhauses erleichtern durften und die Bewohner auch noch stolz auf diesen Haufen waren... Am Ende des Buches wartet übrigens bei den ganzen Fakten und Statistiken auch noch ein kleines "Kapitel" namens 'Literaturhinweise' auf den Leser.
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Eine Stelle aus dem Buch:
- "Die Ursachen für Gruppenideale sind vielfältig: Eine besonders pragmatische Begründung bietet die traditionelle Reiskultur. Ein Brunnen, ,I' (井), diente zur Bewässerung vieler Reisfelder, man musste sich im Dorf lediglich darüber einig werden, wer zu welcher Zeit den Brunnen benutzen durfte. Die erste Gruppenarbeit entstand. Noch heute entzündet sich in interkulturellen Managementseminaren eine Diskussion über die optimale Teamgröße in Unternehmen, liefert doch das japanische Zeichen für Brunnen einen Ansatz für die optimale Gruppengröße dort zu Lande: Zählt man die offenen Felder im Brunnenzeichen zusammen, dann ergibt sich die Zahl ,acht', d.h. acht Felder werden von einem Brunnen (das geschlossene Feld in der Mitte) gespeist."
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Fazit:
Persönliche Sicht des Autors auf seine Erfahrungen von mehreren Jahren Leben in Japan und Arbeiten als stellv. Schulrektor an einer dortigen internationalen Schule; gepackt mit Theorie und Geschichte Japans zu Kultur und sozialen Gepflogenheiten. Persönliche Erlebnisse werden eher kurz mit eingebracht, er schreibt lieber aus seiner allgemeinen Sicht, als "Beobachter aus dem Krähennest". Manchmal hätte ich mir aber etwas mehr persönliche Erlebnisschilderungen gewünscht.
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* Unbezahlte Werbung / selbst getestet & selbst gekauft.
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