Liebe auf Japanisch - Buchrezension


 Allgemeine Infos:
Originaltitel: "Liebe auf Japanisch - von ewigen Singles, Love Hotels und dünnen Wänden"
Autor: Kerstin und Andreas Fels
Übersetzung: -
Erscheinungsdatum: 2019
Originalpreis: 9,95€ (D)
Verlag: CON BOOK.
Genre:  Reiseliteratur, Roman mit Fakten, Sachbuch zum Thema Liebe in Japan
ISBN: 978-3.95889-200-2
Info: auch als ebook erhältlich.


Buchrücken:


"In Japan ist vieles ein bisschen anders. Zum Beispiel spielt die Blutgruppe eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl. Am Valentinstag beschenken Frauen die Männer. Junge Verliebte verabreden sich extra in Love Hotels, um ein bisschen Privatsphäre zu haben. Und die wahre Liebe findet man angeblich nur mit verbundenen Augen.
Kenji und Yukiko steuern durchs Tokyo des 21. Jahrhunderts auf der Suche nach der Liebe. Und Sie begleiten die beiden in eine Welt mit seltsamen Dating-Ritualen, erleben Beziehungen mit Robotern, besuchen spezielle Kuschelcafés und lernen Schulmädchen kennen, die für teure Geschenke beinahe zu allem bereit sind. 
In episodenhaften Geschichten erfahren Sie vom ersten Kuss über das Kinderkriegen bis zu den ganz alltäglichen Eheproblemen alles, was Sie schon immer über Japan wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten."

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Kurz über die Autoren:
Aus dem Buch: "Nicht nur eine Vorliebe für Sushi ließ Andreas Fels Japanologie studieren, sondern eine Neugier auf Sprache und Kultur. Seine Frau Kerstin ließ sich gerne von dieser Begeisterung anstecken und war auf gemeinsamen Reisen nach Japan heilfroh, jemanden dabeizuhaben, der Japanisch spricht. Beide schreiben seit 1997 für das Internetmagazin japanlink.de, haben Artikel für verschiedene Zeitschriften beigesteuert und bereits einige Buchprojekte gestemmt."

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Inhaltsverzeichnis

An dieser Stelle lohnt sich glaube ich ein Blick in das Inhaltsverzeichnis, um zu zeigen, wie umfangreich das Buch an sich eigentlich ist:
  • Liebe auf Japanisch [inkls. Hauptpersonenvorstellung]
  • Eine Illusion von Nähe - Von riesigen Plüschhasen, Romantik auf Bestellung und einem Raum voller Katzen
  • Keine Lust auf Sex - Von herbivoren Männern, modernen Einsiedlern und verzaubertem Essen
  • Küssen verboten - Von Dates mit Masken, Kirschblüten und Liebesritualen im Tempel
  • Das perfekte Mädchen - Von virtueller Liebe, einer Menge Textnachrichten und zwölf gut aussehenden Samurai
  • Gleich und gleich gesellt sich gern - Von wählerischen Prinzen, speziellen Pflichten eines Samurai und Christen als Spaßverderbern
  • Enjo kōsai - Von Taschengeld-Freunden, weißen Handschuhen und Telefonclubs
  • Gemietete Privatsphäre - Von Tōkyōs Liebesviertel, einem seltsamen Date und einem Bett voller Rosenblätter
  • Verliebt in einen Roboter - Von Androiden, Hightech-Sexspielzeug und Astro Boy
  • Opfer der Macht - Von übergriffigen Vorgesetzten, einer einsamen Hotline und prominenten Sexualstraftätern
  • Der schönste Tag im Leben - Von gefälschten Hochzeitstorten, fehlenden Ehemännern und der Party nach der Party
  • Zweisamkeit auf Zeit - Von Prostitution, Gesundheitslieferungen und einem Theaterviertel ohne Theater
  • Gleiches Recht für alle - Von geheimen Frauenqoten, traditionellen Familienmodellen und der neuen Ära weiblichen Erfolgs
  • Die Geburt - Von Fruchtbarkeitskochkursen, Schutzgöttern und staatlich verordneten Speeddates
  • Fensterln auf Japanisch - Von nacktem Hausbesuch, Verkehr für ein besseres Karma und einer frühen Form des Sextourismus
  • Kinder auf Erfolgskurs - Von Schattenfangen, Pandabären in der bentō-Box und dem Lernen für die Aufnahmeprüfung
  • Internationale Beziehungen - Von hāfus, geselligen Buchläden und automatisierten Supermärkten
  • Pornografie - Von schlüpfrigen Innovationstreibern, Frühlingsbildern und gewaltigen Geschlechtsteilen
  • Ende und Neuanfang - Von populären Selbstmordorten, unentdeckten Leichen und buddhistischen Ritualen
  • Das schönste Mädchen der Welt - Von Popstars, einer Extraportion Niedlichkeit und kostenpflichtigem Händeschütteln
  • Lebensabend unter der aufgehenden Sonne - Von ausgesetzten Ahnen, einer ganzen Menge Hundertjähriger und der Arbeit nach der Arbeit
  • Leben und Lieben - In Zahlen und Fakten
  • Die Sprache des Sex - Von ai, aieki und baibus
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Meine Meinung:

Kerstin & Andreas Fels beschäftigen sich in ihrem Buch ganz mit dem Thema Liebe(sleben) in Japan. Das Interessante an dem Buch ist, dass uns nicht einfach fachlich irgendwelche Fakten herunter gerasselt werden. Nein, die beiden verpacken die wahren Fakten aus der japanischen Gesellschaft hinter Charakteren mit Geschichte. Natürlich sind die Handlung und die Figuren frei erfunden, allerdings können die Charaktere genau so in Japan existieren. Genau solche hier beschriebenen Geschichten und Schicksale sind keine Einzelschicksale in Japan und daher wirkt es sehr realistisch. Natürlich wird da auch das ein oder andere Klischee über Japan verpackt mag man meinen, aber es ist nicht so, dass automatisch jeder JapanerIn dies und jenes mag oder nicht und meist wird das im Buch dann auch mit entsprechenden Zahlen und Statistiken erklärt und untermauert (z.B. "Laut einer Studie der japanischen Regierung sind schätzungsweise 30 Prozent der japanischen Singles zwischen 20 und 29 vernarrt in..." Diese Fakten fließen immer mal wieder nebenbei ein, ohne jedoch, dass es langatmig, langweilig oder zu theoretisch wird. Am Ende des Buches gibt es übrigens für alle "Zahlennerds" das Kapitel "Leben und Lieben in Zahlen und Fakten" und die jeweiligen Quellen dazu. 

Zurück zur eigentlichen Geschichte: Das Thema Liebe(sleben) der JapanerInnen ist von den Autoren in kurzen Geschichten mit Charakteren verpackt worden, die sehr unterschiedlich sind. Ganz am Anfang des Buches gibt es eine Übersicht über die einzelnen Namen der Charaktere und eine kurze Beschreibung. Besonders praktisch, sollte man bei den wechselnden Schauplätzen mal die Übersicht verlieren oder das Buch doch zwischendurch mal eine Weile weglegen und dann weiterlesen. In den Geschichten erfährt man, wie sich Charaktere kennenlernen, Paare werden, sich trennen, oder schließlich heiraten, Kinder bekommen oder sterben. 

Zum Thema Liebe erfährt man so einiges: Etwa über japanische Datingmethoden- z.B. joggingkon: wo sich laufbegeisterte Männer und Frauen verabreden und speeddatingmäßig beim Laufen die Positionen für Gespräche wechseln. Oder wusstet ihr, dass es auch spezielle Dates für App-Nutzer und Anime-Fans gibt?
Genauso aber auch erfährt man etwas über junge japanische Männer, die heutzutage einfach kein Interesse mehr an Sexualität haben, "herbivore" Männer, und warum diese für Gesellschaft und Wirtschaft ein Problem sind. Warum eine Frau über 25 als Weihnachtskuchen gilt. Oder, welche Optik zum Beispiel beliebt ist oder mal war- habt ihr je mal etwas vom yaeba-Look gehört? Nebenbei erfährt man natürlich ganz viel aus japanischem Alltag, von Klopantoffeln und Toilettenarten, beliebten Eissorten, Absperrungen an U-Bahnsteigen, Hikikomori, Freeter und vielem mehr. 

Es wird vieles erklärt, ohne beim Urschleim zu beginnen, was ich sehr angenehm empfunden habe. So kann (meiner Meinung nach), jemand, der kaum oder keine Berührungspunkte mit Japan hat, sich langsam in die Materie einlesen. Und jemand, der bereits einiges aus oder über Japan kennt, kann es lesen, schmunzeln und sich denken 'Ah ja, genau'. Persönlich gefiel mir, dass man zwar von dem ein oder anderem schon mal gehört hat (z.B.: Japaner heiratet fiktive Charakte),  hier aber z.B. konkrete Beispiele und Namen von Apps, Charakteren, Firmen, Filmen, Personen usw. genannt werden, die zum entsprechenden Thema genannt werden (Bsp.: Name einer Dating-App, eines Roboters, usw.) Dadurch konnte man z.B. das ein oder andere im Internet suchen und mal Bilder dazu ansehen, um eine genauere Vorstellung davon zu bekommen.

Witzig finde ich manchmal auch die Übergänge von Liebes- zu Alltags-/ Allgemeinthemen. Beispiel: Es geht um Homosexualität in einem Kapitel, es wird ein Blick in die Vergangenheit geworfen,  wie das eigentlich früher war, zu Zeiten der Samurai- und so erfahren wir im Anschluss auch noch gleich die "besten Samurai Filme aller Zeiten". Allerdings finde ich diese Übergänge stimmig gemacht, allein optisch unterscheiden sie sich schon, indem z.B. Allgemeine Themen in grau unterlegten "Boxen" erklärt werden. Wusstet ihr zum Beispiel, warum die Beatles daran schuld sind,  dass japanische Polizisten weiße Handschuhe tragen?
Hier im Buch erfahrt ihr es.


Neben den Statistiken gibt es am Ende des Buches auch noch ein Kapitel mit japanischen Vokabeln zum Thema Sexualität.

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Eine Stelle aus dem Buch:
  • Während Yukiko und Kenji sich mehr oder weniger zufällig über den Weg gelaufen sind (na gut, Saki hat vielleicht ein bisschen nachgeholfen), will Naoko einige Hundert Kilometer entfernt in Liebesdingen lieber nichts dem Zufall überlassen. Also nimmt sie die Brille ab, schließt die Augen und geht los. Es ist eigentlich ganz einfach. Wer es beim Jishu-Jinja-Schrein in der Nähe von Kyōto mit geschlossenen Augen von einem "Liebesstein" zum nächsten schafft, wird die wahre Liebe finden. Das Problem ist nur, dass die Steine nicht direkt nebeneinander auf dem Schreingelände liegen, sondern unnötig viel Platz dazwischen ist. Findet Naoko zumindest."
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Fazit: 
Das Buch ist wirklich voller interessanter Informationen, liest sich flüssig und bietet nebenbei nicht nur viele Fakten, sondern eine Story. Sehr gelungen gemacht. Woanders hatte ich gelesen, es wäre sehr klischeehaft, dem kann ich jedoch nicht zustimmen. Klar kommen auch Klischees über Japan vor, allerdings bekommen diese durch die faktische Gegenüberstellung der Statistiken und Zahlen, die gut verpackt wurden, eine realistische Einordnungsmöglichkeit.


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