"Die letzten Yakuza" - Buchrezension


Allgemeine Informationen:
Titel: "Die letzten Yakuza: 
Exklusive Einblicke in Japans Unterwelt"
Originaltitel: -
Autor: Alexander Detig
Erscheinungsdatum: 2015
Originalpreis: 19,99€
Verlag: Plassen Verlag
Genre: Recherche, True Crime
ISBN: 9783864702501
Sonstige Info: Buch zur arte-Recherche "Yakuza - Gangster und Wohltäter". 
Das Buch enthält einige Fotos.

Buchrücken und Klappentext:



"Verpönt und Verehrt: Die Yakuza - Japans organisiertes Verbrechen, verpönt und verehrt zugleich. Dem investigativen Journalisten Alexander Detig ist es durch jahrelange hartnäckige Recherche gelungen, Zugang zu Japans Unterwelt zu erlangen und in den innersten Zirkel der führenden Yakuza-Mitglieder vorzudringen. Detig gewährt exklusive Einblicke in eine für uns fremde Welt. Die Yakuza - eine "ehrbare Gesellschaft", die ungeniert in der Öffentlichkeit agiert. Doch wie lange noch?"

Klappentext:



"Im Westen kennt man sie als die Kriminellen, die sich bei Versagen den kleinen Finger abhacken - Japans organisiertes Verbrechen, die Yakuza. Doch hinter der Geheimorganisation steckt viel mehr: Tradition, Loyalität und Opferbereitschaft. Alexander Detig blickt hinter die Kulissen der Gesellschaft in der Gesellschaft und wirft einen Blick in ihre Zukunft. So beschreibt er in seinem Buch die verborgenen Rituale einer der gefährlichsten kriminellen Vereinigungen der Welt, aber auch den manchmal recht prosaischen Alltag: Die Sorgen, Hoffnungen und Ängste der mächtigsten Männer von Japans Unterwelt werden hier lebendig.

  • Geschichte, Gegenwart und Zukunft der japanischen Mafia
  • Basierend auf der erfolgreichen TV-Dokumentation "Yakuza - Gangster und Wohltäter" (arte)
  • Jahrelange Recherche vor Ort und ein gewachsenes Vertrauensverhältnis führen zu faszinierenden Einblicken in die dunklen Seiten der japanischen Gesellschaft."

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Kurz zum Autor:
Alexander Detig (*1966) ist deutscher Journalist, Buchautor, Fernsehproduzent, Komponist & Musiker. Neben der Produktion von Soundtracks für TV- und Filmprodukte dreht er auch investigative TV-Dokumentationen (kulturelle, zeithistorische, gesellschaftspolitische Themen). Die arte Dokumentation zur Yakuza entstand 2013 aus seinem persönlichen Interesse für Japan heraus. 
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Meine Meinung:

In seinem Buch berichtet Alexander Detig von seinen Recherchen über die Yakuza, für die er mehrere Jahre in Japan vor Ort unterwegs war. 2013 kam seine TV-Dokumentation für Arte "Yakuza - Gangster und Wohltäter" heraus,  bevor er zwei Jahre später dieses Buch veröffentlichte, in dem noch Hintergrundinformationen zur Recherche genannt werden.

In verschiedenen Kapiteln beschreibt er uns verschiedene Männer,  die allesamt mit der Yakuza in Verbindung stehen oder standen: Yakuzabosse, die sich offen von ihm filmen oder fotografieren lassen, aber auch solche, die sich nur anonymisiert und ohne Bilder sprechen lassen. Aussteiger, ein Komissar, eine Ehefrau und verschieden ranghohe Männer aus verschiedenen Organisationen durfte er interviewen oder sogar begleiten: Beim Essen und Feiern, zuhause, bei Ritualen und Zeremonien. Aber auch über Rückschläge berichtet er ehrlich. Während er uns als Leser immer wieder durch verschiedene Fragen zum Nachdenken bringt, hat er oft seine eigene Meinung zu dem was er erlebt, sieht und hört- gibt dies aber möglichst neutral und gut recherchiert wieder, ohne dem Leser seine Meinung aufdrängen zu wollen. 

Es hat mich immer wieder fasziniert, wie offen manche der Männer mit ihm umgingen und wie er es wirklich geschafft hat, ihnen so nah zu kommen, dass sie ihn teilweise wie einen Freund behandelten. Besonders interessant fand ich persönlich neben den Ansichten des Ermittlers Ken Kitshiba vor allem auch die Azuma-gumi und Ken'Ichi Uetaka, die sich doch recht offen teilweise ihm gegenüber zeigten. Auch spannend war für mich die traditionelle Tattoowierung, Irezumi: Detig beschreibt, dass diese entsprechend dem Ying und Yang Prinzip gestochen werden: "Ist ein Yakuza ein roher maskuliner Draufgänger, so hat er eine große Chance, eine freundliche Geisha als zentrales Hauptmotiv zu erhalten. Ist er ein eher  ruhiger Charakter, so wird sein Körper gerne mit Feuergöttern oder kämpferischen Samurai geschmückt."
Er stellt den Yakuza interessante Fragen und gibt uns ihre Antworten auch genau so ehrlich wieder. 

Außerdem beschreibt er, wie Interviews zustande kamen,  schreibt über das Rotlichtviertel und Entwicklungen in den einzelnen Städten, zeigt uns die Hierarchie innerhalb der Yakuza-Familien mit Grafik auf und geht nicht zuletzt auch auf das Yakuza-Bekämpfungsgesetz ein, dass seit einigen Jahren in Kraft getreten ist. Er berichtet so sachlich wie möglich,  lässt den Leser aber auch daran teilhaben, wenn er z.B. in einer Situation sehr aufgeregt war oder Angst hatte, dass es jetzt brenzlig werden könnte. 

Manche Stellen im Buch weckten in mir den Gedanken: habe ich das nicht eben schon gelesen, hat er das nicht so ähnlich ein paar Seiten zuvor schon berichtet? Den Gedanken hatte ich einige Male, allerdings war es nicht permanent und beeinflusste den Lesefluss auch nicht negativ bzw. machte ihn nicht unflüssig.

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Eine Stelle aus dem Buch:

  • "Es ist für uns eine Verpflichtung zu helfen. Es ist eine Verpflichtung, den Hilfesuchenden die Hand zu reichen. Wir ehrbare Yakuza versuchen auch, ehrbar Geld zu verdienen. Nur lässt es die Polizei immer weniger zu. Es ist ein dummer Kampf. Und wenn Katastrophen geschehen und wir dann helfen, wirft man uns Eigennutz vor. Sicher, manche Klane nutzen solche Situationen aus. Das sind dann aber keine wahren Japaner."
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Fazit:
Wer schon immer einmal einen Einblick in Japans Unterwelt erhaschen wollte, bekommt ihn kaum besser recherchiert als hier. 



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